Brief 14 veröffentlicht am 18 Mai 2011

Thiberville, ein französischer Skandal!

Nachdem der Bischof von Évreux, Monseigneur Nourrichard, nach zwei langen Jahren einer Kabale den Pfarrer von Thiberville zum Teufel jagen konnte, hat er ihn jetzt ganz einfach exkommuniziert, und dies aus dem einfachen Grunde, dass er ... weiterhin in seinem Pfarrhaus wohnt. Und der Abt Michel bewohnt dieses Pfarrhaus in Wirklichkeit ganz zu Recht, denn die Gemeinde Thiberville, die schon seit Beginn der Polemik solidarisch mit ihrem Pfarrer und gleichzeitig Eigentümer der Wohnung ist, hat es ihm zur Verfügung gestellt.

Die Geschichte von Thiberville ist einfach: Ein fortschrittlicher Bischof, dessen Diözese sich voll in der Entchristianisierung befindet, möchte die letzte Kirchengemeinde zerschlagen, die noch voll nach der katholischen Auffassung lebt. Der dortige seit über 20 Jahren tätige Pfarrer lehnt diese Entscheidung ab und wird dabei von seinen Glaubensanhängern und den örtlichen Volksvertretern unterstützt. Der Bischof versucht, seinen Beschluss vor Ort durchzusetzen und wird von den Gemeindemitgliedern Anfang 2010 buchstäblich verjagt.

Der Bischof hält jedoch beharrlich an seinem Willen fest, die Kirchengemeinde Thiberville in ein neues Ensemble einzuschmelzen und bekommt schließlich Recht vor dem Obersten Gerichtshof der Apostolischen Signatur, vor dem der Pater Michel ein Rechtsmittel gegen diesen Entscheid eingelegt hat.

Es wird also ein neuer Abt bestellt, der den Ansichten des Bischofs entspricht, während Pater Michel ohne richtig definiertes Apostolat bleibt. Der Haken dabei ist, dass die Gemeinde Thiberville beschließt, dem Abt Michel die Benutzung des Pfarrhauses zu lassen, denn im Zusammenhang mit der neuen Gruppierung wird dieses auf jeden Fall nicht vom neuen Abt bewohnt. Und das akzeptiert der sehr offene und tolerante Bischof Nourrichard nicht, der gerne bei Priesterweihen von Frauen in der anglikanischen Kirche anwesend ist. Daher die Exkommunikation “motu proprio” des Abts Michel ...

Ohne jetzt weiter auf das Verdienst dieser traurigen Sache einzugehen, können wir nichtsdestoweniger eine erste, vor allem liturgische, Bilanz dieses Vorgangs ziehen.


EINE ZU KATHOLISCHE KIRCHENGEMEINDE

Thiberville vorher, das waren 14 Kirchen, in denen der Abt Michel tätig war, und dieses katholische Ensemble war das lebendigste mit der besten Missionswirkung der Diözese Évreux: die Kirche in Thiberville war bei den drei sonntäglichen Messen voll und die umlaufende Seelsorge der anderen Kirchen, die große Anzahl von Kindern im Katechismusunterricht, die aktive Teilnahme der Glaubensanhänger, die vielen Chorkinder, die Bruderschaften, alle Kirchen des Kantons wunderbar restauriert, die sehr gut besuchten Messen unter der Woche, die vom Abt selbst zelebrierten Beerdigungen, usw. Kurz gesagt, einer der letzten Orte in der Provinz, wo das Abendmahl aller Katholiken beispielhaft gelebt wurde, ein Modell für die Befolgung des Willens des Papstes, mit den frömmsten "ordentlichen" Messen und der "außerordentlichen" Messe, die sich auf ganz natürliche Weise dazwischenschob. Wir kommen auf diesen Punkt noch zurück.

Thiberville nachher, das ist eine düstere sonntägliche Messe, die nur noch etwa dreißig Personen zusammenführt: circa zehn Anhänger der alten Kirchengemeinde und circa zwanzig Personen aus anderen jetzt mit Thiberville zusammengeschlossenen Gemeinden. Die Messen unter der Woche? Abgeschafft. Die Kinder im Katechismusunterricht? Da bleiben höchstens zwanzig. Kurz gesagt, Thiberville ist jetzt in das gemeinsame Los der Kirchengemeinden in Frankreich eingetreten und entdeckt diese "Krise der Kirche", der sie bisher durch den Eifer ihres Abts entgangen war.

Zu den anderen Opfern dieser Sache gehört auch die "Reform der Reform", die vom Heiligen Vater gewünscht wird, und für die der Bischof Nourrichard gar nicht aufnahmefähig ist, aber das haben Sie schon verstanden. Die außergewöhnliche Form des Römischen Ritus hat also keine Daseinsberechtigung mehr in Thiberville. Daher bleibt die gesamte Diözese Évreux ohne Sonntagsmesse nach dem Messbuch des Seligen Johannes XXIII.

Und wenn man weiß, dass Bischof Nourrichard gerne versicherte, dass die liturgische Frage nichts mit der Sache Thiberville zu tun habe …

Bis zu seiner Amtsenthebung zelebrierte der Abt Michel in der Tat selbst jeden Sonntag um 17 Uhr die traditionelle Messe in Thiberville, und zwar nach den Messen am Morgen, die nach der ordentlichen und so anbetenden und strenggläubig wie möglichen Form zelebriert wurden.

Es muss gesagt werden, dass der Abt Michel in seiner Glaubensgemeinde seit langen Jahren die beiden Formen des einzigen Römischen Ritus friedlich nebeneinander bestehen ließ. In Wirklichkeit wurde diese traditionelle wöchentliche Messe seit 1996 in Thiberville zelebriert. Damals hatte der Abt Michel einen Pfarrer aus der Nachbarschaft abgelöst, der von seinen Glaubensanhängern sehr geschätzt wurde, und der in seiner Kirchengemeinde die traditionelle Messe bis zu seinem Tod zelebriert hatte.

Auf gewisse Weise und noch mehr auf sichere Weise war es dem Abt Michel gelungen, aus seiner Kirchengemeinde ein Labor für die gegenseitige Bereicherung der beiden Formen des einzigen Römischen Ritus zu machen. Er war, genau genommen, ein Pfarrer nach der "Reform der Reform" und perfekt in der Geisteshaltung des motu proprio Summorum Pontificum.


EIN BISCHOF, DER SEINE PRIESTER, SEINE GLAUBENSANHÄNGER UND DEN PAPST VERACHTET!

Wenn wir auf diese schmerzhafte Sache zurückkommen, dann deshalb, weil sie unter anderen Aspekten symptomatisch für den bischöflichen Widerstand gegen das Motu Proprio von Benedikt XVI. ist. Der Bischof kann leicht sagen, dass sein Beschluss, die Glaubensgemeinde Thiberville abzuschaffen, nicht durch liturgische Fragen begründet ist, die Tatsachen sprechen für sich.

Bischof Nourrichard und seine Leute haben in der Tat nicht lange gebraucht, um diese wunderbare Erfahrung des motu proprio im Rahmen einer friedlichen Kirchengemeinde auf dem Land zu zerstören. Und wahrheitsgemäß ist die traditionelle Messe um 17 Uhr nach dem Weggang des Abts Michel nicht von heute auf morgen abgeschafft worden. In Wirklichkeit ist die Messe dort für den 6. März programmiert worden, wie Sie auf diesem Video sehen können.

Dramatische und skandalöse Bilder. Dramatisch, weil die Hilflosigkeit des Priesters angesichts einer Liturgie, der er ganz klar nicht kennt, traurig ist. Skandalös, weil die Liturgie dabei auf unvorstellbare Weise falsch behandelt wird, und man automatisch an die Verantwortung des Bischofs für diese Scheinhandlung einer Feier denken muss.

Diese Bilder sind der Beweis für das völlige Fehlen von Respekt und Barmherzigkeit bei Bischof Nourrichard gegenüber seinen Priestern und Glaubensanhängern. Er hat einen Priester, der nichts von den Rubriken der außerordentlichen Form weiß, ohne jegliche Vorbereitung geschickt, die Messe vor ratlosen Glaubensanhängern zu zelebrieren.

Die Bilder sprechen für sich: Wenn der Priester zu Beginn der Messe nicht angekündigt hätte, dass er die außerordentliche Form des Römischen Ritus zelebrierte, hätte niemand es erraten können! Neue Lesungen, falsche Ausrichtungen, Farbe der Verzierungen ohne Bezug zur liturgischen Zeit, Lesungen durch die Glaubensanhänger und vor allem ein vollkommen verlorener Priester der nicht weiß, was zu tun ist und wann. Und das geht soweit, dass der arme Mann, der unfähig ist, mit seinem Versuch zu Rande zu kommen, im Laufe der Feier zur Messe Paul VI. übergeht ...

Angesichts solch eines großen Schlamassels fragt man sich schließlich, ob sich der Bischof von Évreux nicht über den Papst selbst mokiert: dort, wo Benedikt XVI. ständig an der Versöhnung unter den Christen arbeitet, verbreitet der Bischof Nourrichard Zwietracht und Vorurteil, und das geht sogar so weit, dass er das motu proprio Summorum Pontificum als ein Instrument für Vergeltungsmaßnahmen benutzt. Dann versteht man leicht die Entmutigung und die Wut, die die Katholiken von Thiberville jetzt empfinden.

Und es sind nicht die Worte des Bischofs, der erklärt, dass die Feier der außerordentlichen Form gegebenenfalls wieder kommen kann, wenn eine stabile Gruppe von Glaubensanhängern den Antrag stellt, die die Dinge beruhigen könnten …… Denn bis zu den letzten Wochen war es so, dass, wenn es einen Ort auf der Welt gegeben hat, an dem die Definition "stabile Gruppe" keinerlei Problem aufwarf, dieser wirklich in Thiberville war, wo sie seit 15 Jahren besteht.

Eine stabile Gruppe? Monseigneur Nourrichard, wen verhöhnen Sie hier?