Brief 13 veröffentlicht am 9 März 2011

Einige Zahlen über die Außerordentliche Form des Römischen Ritus in der Welt

Seit dem vergangenen Sommer wurden viele Berichte über die ersten drei Jahre der Umsetzung des Motu Proprio Summorum Pontificum veröffentlicht. In seinem Begleitschreiben zum Motu Proprio lud der Heilige Vater die Bischöfe in der ganzen Welt ein, „drei Jahre nach dem Inkrafttreten des Motu Proprio dem Heiligen Stuhl über Eure Erfahrungen Bericht zu erstatten“. In diesem Sinne hat zum Beispiel die Foederatio Internationalis Una Voce kürzlich den römischen Behörden ihren dritten Jahresbericht zugestellt.

Basierend auf der Arbeit, die im letzten Sommer in unserer französischen Ausgabe vorgestellt wurde, bietet Ihnen Paix Liturgique zu Beginn des Frühjahrs 2011 eine statistische Untersuchung der zurückliegenden drei Jahre an, während deren die traditionelle Liturgie in das Leben der Gesamtkirche zurückkehren konnte. Ungeachtet der allzuoft polemischen Frage, nach den den Gläubigen verweigerten Messfeiern, haben wir nur die Situation der nach dem Motu Proprio Summorum Pontificum gefeierten Messen berücksichtigt.

Unsere Studie umfaßt fast 30 Länder, in denen der Katholizismus besonders verwurzelt ist. Dies ist nicht eine einfache Aufzählung, sondern eine Klassifizierung der Feiern in der außerordentlichen Form des Römischen Ritus nach ihrem Zeitplan und ihrer Regelmäßigkeit. Gewissermaßen ist dies eine qualitative Bewertung der weltweiten Anwendung des Motu Proprio vom 7. Juli 2007.

Der gewählte Maßstab ist die wöchentliche Sonntagsmesse zu einer familienfreundlichen Zeit. Denn wenn die Messe der Mittelpunkt des Lebens der Gläubigen sein soll, müssen sie diese zusammen besuchen können. Deshalb haben wir, trotz der kulturellen Unterschiede von Land zu Land, das Zeitfenster von 9 Uhr bis 12 Uhr sozusagen als „universelle Familienzeit“ gewählt.


I - Der Zustand der bestehenden Messen



Stichtag ist der 14. September 2010, also der dritte Jahrestag des Inkrafttretens des Motu Proprios. Unsere Arbeit konzentriert sich auf folgende Länder: Spanien, Portugal, Irland, Schweiz, Tschechische Republik, Deutschland, Italien, Großbritannien, Polen, Frankreich, Benelux, Ungarn, Österreich, Kanada, USA, Mexiko, Kolumbien, Chile, Brasilien, Argentinien, Australien, Indien, Philippinen, Neuseeland, Südafrika, Gabun und Nigeria.

Für jedes Land haben wir mindestens zwei Quellen verglichen, von denen mindestens eine ein lokaler Blog oder eine internationale Internetseite ist.

Wir zählten insgesamt 1444 Zelebrationsorte in der außerordentlichen Form des römischen Ritus:
- 340 Angebote mit Messen an Wochentagen
- 313 Angebote mit Sonntagsmessen in unregelmäßigen, nicht wöchentlichen Abständen
- 324 Angebote mit regelmäßigen Sonntagsmessen zu einer familienunfreundlichen Zeit
- und schließlich 467 Angebote mit wöchentlichen Sonntagsmessen zu einer familien-freundlichen Zeit.

Eine von drei Messen (32,3%) werden somit zu familienfreundlichen Zeiten angeboten, was aus der Tabelle 1 zu ersehen ist. Man erkennt daraus auch, daß ein Messort von vieren keine Sonntagsmesse anbietet. Beachten Sie bitte, daß wir für jeden Messort, wo mehrere Messen zu unterschiedlichen Zeiten gefeiert werden, konsequent die günstigste Zeit berücksichtigt haben.

Diese Aussage zeigt, daß es viele Möglichkeiten gibt, bei der Anwendung des Motu Proprio den Bedürfnissen der Gläubigen noch effizienter und großzügiger entgegenzukommen: die 340 Wochenmessen könnten in Sonntagsmessen umgewandelt, die 313 gelegentlichen Sonntagsmessen in wöchentliche Sonntagsmessen und schließlich die 324 wöchentlichen Sonntagsmessen könnten darüber hinaus zu einer familienfreundlichen Zeit angeboten werden!


II – Der Zusammenhang mit den Messfeiern der Piusbruderschaft

Man hört es noch oft, zu oft, und nicht nur von den Gegnern des Motu Proprios, daß die Einsetzung der traditionellen Liturgie als „Außerordentliche Form des Römischen Ritus“ durch Benedikt XVI. dazu bestimmt sei, die „Lefebvristen“ zufrieden zu stellen.

Wir sind vielmehr überzeugt davon, daß der Papst das Motu Proprio verkündet hat, weil es „uns allen guttut, die Reichtümer zu wahren, die im Glauben und Beten der Kirche gewachsen sind und ihnen ihren rechten Ort zu geben“, wie er in seinem Brief an die Bischöfe der 7. Juli 2007 schrieb. Die Anhänger der Priesterbruderschaft St. Pius X. (FSSPX) dürften demgegenüber nur eine Minderheit der Gläubigen darstellen, die empfänglich für die Liturgie des heiligen Gregor des Großen sind. Wir haben die Anzahl Messen unter der Schirmherrschaft der Piusbruderschaft und die Messorte, die in voller Gemeinschaft mit Rom sind, verglichen. Dies bringt die Tabelle 2 zum Ausdruck.



Gegenüber 1444 „römischen“ Messorten hat unsere Studie 690 FSSPX-Messorte gezählt. Das sind zwei „römische“ Messen pro „Lefebvre“-Messe. Innerhalb von drei Jahren hat also die außerordentliche Form bereits eine doppelt so große Öffentlichkeit erreicht, wie die Messen der Piusbruderschaft. Natürlich hat ein Teil dieser Messen bereits vor der Promulgation des Motu Proprio in 2007 existiert und haben auch Gläubige schon von den Angeboten der Ecclesia Dei- Gemeinschaften profitiert. Das Ergebnis ist deshalb aber nicht weniger signifikant.

Wenn man allerdings, nur die Sonntagsmessen zu familienfreundlichen Zeiten berücksichtigt, ist das Verhältnis weniger überzeugend, da die Piusbruderschaft 332 Messen im Vergleich zu den 467 „römischen“ Messen anbietet. Der Rückstand gegenüber der pastoralen Sorge der Piusbruderschaft für die Gläubigen bestätigt sich hier eindrücklich. Es wird eine der Zielrichtungen der Arbeit von Paix Liturgique im Jahr 2011 sein, diesen Rückstand aufzuholen, indem wir mit familienfreundlichen Sonntagsmesszeiten einer barmherzigen und brüderlichen Anwendung des Motu Proprio Summorum Pontificum zum richtigen Maß verhelfen.