Brief 6 veröffentlicht am 5 Juni 2010

Mit Petrus, unter der Aufsicht Von Petrus

“Benedikt XVI. verläßt Portugal gestärkt durch die Unterstützung der Gläubigen“, so titelte Agence France Presse in ihrer Berichterstattung am Ende des Papstbesuches auf lusitanischem Boden im vergangenen Monat. Nach Wochen der Kampagne gegen die Kirche und den Nachfolger des Petrus, dachten in der Tat viele, daß der Besuch des Heiligen Vaters im Land von Fatima ein Mißerfolg sein würde.

Das war nicht der Fall. Bevor wir unseren Kommentar zum Erfolg dieser päpstlichen Reise abgeben, möchten wir Ihnen einige Höhepunkte in Erinnerung rufen, die diese Reise geprägt haben. Die Zitate sind aus den Reden, Predigten und Meditationen von Benedikt XVI. entnommen, die er während dieser vier Tage in Portugal gehalten hat (Quelle: Website des Vatikan: www.vatican.va).


I – Ausgewählte Texte

:: Dienstag, 11. Mai 2010 ::

Interview von Benedikt XVI mit den Journalisten auf dem Flug nach Portugal:

„Ich würde sagen, es ist wahr und absolut richtig, daß Portugal eine große Kraft des katholischen Glaubens gewesen ist und diesen Glauben in alle Teile der Welt getragen hat, einen mutigen, verständigen und kreativen Glauben; es hat eine große Kultur geschaffen, wie wir es in Brasilien sehen, in Portugal selbst, aber auch am portugiesischen Geist, der in Afrika und in Asien zu finden ist. Andererseits ist die Präsenz des Säkularismus nicht etwas ganz Neues.“

„Unter dem Neuen, das wir heute in dieser Botschaft entdecken können, ist auch die Tatsache, daß die Angriffe gegen den Papst und die Kirche nicht nur von außen kommen, sondern die Leiden der Kirche kommen gerade aus dem Inneren der Kirche, von der Sünde, die in der Kirche existiert. Auch das war immer bekannt, aber heute sehen wir es auf wahrhaft erschreckende Weise: Die größte Verfolgung der Kirche kommt nicht von den äußeren Feinden, sondern erwächst aus der Sünde in der Kirche. Und darum ist es für die Kirche zutiefst notwendig, daß sie neu lernt, Buße zu tun, die Reinigung anzunehmen; daß sie einerseits zu vergeben lernt, aber auch die Notwendigkeit der Gerechtigkeit sieht; denn Vergebung ersetzt die Gerechtigkeit nicht. Mit einem Wort, wir müssen gerade das Wesentliche neu lernen: die Umkehr, das Gebet, die Buße und die göttlichen Tugenden. So antworten wir. Seien wir realistisch darauf gefaßt, daß das Böse immer angreift, von innen und von außen, aber daß auch die Kräfte des Guten immer gegenwärtig sind und daß letztendlich der Herr stärker ist als das Böse. Die Muttergottes ist für uns eine sichtbare, mütterliche Garantie der Güte Gottes, die immer das letzte Wort in der Geschichte ist.“

:: Mittwoch, 12. Mai 2010 ::

Begegnung mit Vertretern aus der Welt der Kultur (Lissabon):

"Die Kirche erscheint als die große Hüterin einer gesunden und edlen Tradition, deren reichen Beitrag sie der Gesellschaft zugutekommen läßt; diese respektiert und schätzt weiterhin ihren Dienst für das Allgemeinwohl, entfernt sich aber von der erwähnten „Weisheit“, die Teil ihres Erbes ist. Dieser „Konflikt“ zwischen der Tradition und der Gegenwart drückt sich in der Krise der Wahrheit aus, aber sie allein kann für eine gelungene Existenz des Einzelnen wie des Volkes Orientierung bieten und den Weg vorzeichnen."

"Für eine Gesellschaft, die mehrheitlich aus Katholiken besteht und deren Kultur zutiefst vom Christentum geprägt ist, erweist sich der Versuch, die Wahrheit außerhalb von Jesus Christus zu finden, als dramatisch. Für uns Christen ist die Wahrheit göttlich; sie ist der ewige »Logos«, der menschliche Gestalt angenommen hat in Jesus Christus, der objektiv feststellen konnte: „Ich bin die Wahrheit“ (Joh 14, 6)."

Feier der Vesper mit den Priestern, Ordensleuten, Seminaristen und Diakonen (Fatima):

"Liebe Seminaristen, ihr habt bereits den ersten Schritt in Richtung auf den Priesterdienst gemacht und bereitet euch in den Priesterseminaren oder in den Ausbildungshäusern eurer Ordensgemeinschaften darauf vor. Der Papst ermutigt euch, euch der großen Verantwortung bewußt zu sein, die euch erwartet: Prüft gut, was ihr erstrebt und was euch bewegt; widmet euch mit Entschlossenheit und Großzügigkeit eurer Ausbildung. Eure Liebe muß in erster Linie der Eucharistie gelten, die der Mittelpunkt des christlichen Lebens und eine Schule der Demut und des Dienstes ist. Die Anbetung, die Verehrung und die Aufmerksamkeit für das Allerheiligste Sakrament in diesen Jahren werden bewirken, daß ihr später das Opfer des Altares mit erbaulicher und authentischer Ausstrahlung feiern werdet."

Kerzensegnung (Erscheinungskapelle, Fatima):

"Ich trage in meinem Herzen die Sorgen und die Hoffnungen unserer Zeit, das Leid der verwundeten Menschheit sowie die Probleme der Welt. Nun komme ich, um sie der Muttergottes von Fatima zu Füßen zu legen: Heilige Jungfrau, Mutter Gottes und unsere liebste Mutter, tritt für uns ein bei deinem Sohn, damit alle Familien und Völker – sowohl jene, die Christen sind, wie auch jene, die ihren Erlöser noch nicht kennen – in Frieden und Eintracht leben, bis sie in einem Volk Gottes vereint werden, zur Ehre der allerheiligsten und unteilbaren Dreifaltigkeit."

:: Donnerstag, 13. Mai 2010 ::

Hl. Messe im Heiligtum von Fatima:

"Wer glaubt, daß die prophetische Mission Fatimas beendet sei, der irrt sich."

Begegnung mit den Bischöfen von Portugal (Fatima):

"Die Hirten sind nicht nur Menschen, die ein Amt innehaben, sondern sie haben selbst ein Charisma, sie sind verantwortlich dafür, daß sich die Kirche dem Wirken des Heiligen Geistes öffnet. Wir Bischöfe werden im Weihesakrament vom Heiligen Geist gesalbt, und deshalb gewährleistet uns das Sakrament auch die Offenheit für den Empfang seiner Gaben. So müssen wir einerseits die Verantwortung spüren, diese Impulse anzunehmen, die Geschenke für die Kirche sind und ihr neue Vitalität verleihen. Aber andererseits müssen wir auch den Bewegungen helfen, den rechten Weg zu finden, indem wir mit Verständnis Korrekturen vornehmen – mit jenem geistlichen und menschlichen Verständnis, das Leitung, Anerkennung und eine gewisse Öffnung und Lernbereitschaft zu verbinden weiß."

:: Freitag, 14. Mai 2010 ::

Hl. Messe in Porto:

"Was den Ursprung und die Wirksamkeit der Mission angeht, wird alles von Christus her bestimmt: Die Sendung empfangen wir immer von Christus, der uns das bekannt gemacht hat, was er von seinem Vater gehört hat, und wir sind mit ihr betraut durch den Heiligen Geist, in der Kirche. Wie die Kirche selbst, ein Werk Christi und seines Geistes, so muß das Angesicht der Erde von Gott her erneuert werden, immer und allein von Gott her!"


II – unser Kommentar

In einem Land, das wie Frankreich sehr von Säkularismus und Laizismus unterwandert ist, hat Papst Benedikt XVI. nicht nur die Massen, sondern auch die Herzen und die Intelligenz mobilisiert. Weder das feindselige Klima der Medien und der Politik (unter dem Vorwand der Wirtschaftskrise haben sich die Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände einem arbeitsfreien Tag anläßlich des Papstbesuches widersetzt), noch der Regen und die Kälte (in Fatima am Vorabend des Besuchs) haben die Begeisterung der Gläubigen bremsen können.

Wenn man bedenkt, daß in Rom am Sonntag, dem 16. Mai, der Petersplatz aufgrund des Aufrufes der italienischen katholischen Verbände, den Papst zu unterstützen, völlig überfüllt war, kann man daraus nur schließen (wie dies zahlreiche internationale Beobachter getan haben), daß das Band zwischen Benedikt XVI. und den Gläubigen noch nie stärker war als heute. Dies ist ein Paradox, das vor allem für diejenigen schwer zu erklären ist, die seit 2005 kontinuierlich versuchen, den Heiligen Vater anzuschwärzen und sein Handeln öffentlich lächerlich zu machen.

Nichts kann jedoch diejenigen überraschen, die wissen, daß die sichtbare Kirche - die der Skandale, der Streitigkeiten und der Provokationen - nicht die eigentliche Kirche ist, sondern daß sich diese vielmehr in jenen stillen Gläubigen manifestiert, die in Fatima und Rom (ebenso wie in Lourdes im Jahr 2008) mit ihren Füßen und ihren Rosenkränzen ihre unerschütterliche Unterstützung für den Nachfolger des Petrus und das Lehramt der Kirche, der „einen, heiligen, katholischen, apostolischen und römischen“ zum Ausdruck bringen.

Die Ergebnisse der jüngsten Umfragen, die wir bei Harris Interactive in Auftrag gegeben haben (Deutschland und Portugal), lassen übrigens diese tief verwurzelte Zustimmung der katholischen „Basis“ (von wo sie auch immer sei) zur Reform der Reform von Papst Benedikt XVI. durchblicken. Diese Zustimmung gilt auch dann, wenn, wie in Portugal, drei von vier Katholiken noch nie vom Motu Proprio „Summorum Pontificum“ und als Konsequenz davon auch noch nie von der Freigabe der traditionellen Messe gehört haben.

Woche für Woche bemüht sich Paix Liturgique, diese Stimme der neuen Stillen der Kirche hörbar zu machen. Eine Stimme, die die Ohren einiger irritiert, die aber nur eine demütige und starke Ermutigung sein will, für das Vorhaben der Versöhnung, das der Römische Pontifex verfolgt, “cum Petro et sub Petro“.