Brief 70 veröffentlicht am 18 November 2016

Möge die traditionelle Messe in der Kirche aufblühen!

Predigt zum Christkönigsfest
Wallfahrt Summorum Pontificum
S.E. Alexander K. Sample, Erzbischof von Portland

Kirche Santissima Trinità dei Pellegrini
30. Oktober 2016




Gelobt sei Jesus Christus!

Wir sind nun am Ende dieser herrlichen und wunderschönen Wallfahrt angekommen sind, die wir zum Dank für das Motu proprio von Papst Benedikt XVI. unternommen haben. Dieses hat eine breitere und großzügigere Verfügbarkeit der heiligen Messe im usus antiquior ermöglicht, Das tun wir auch an diesem herrlichen Christkönigsfest. Wir alle sind Papst Benedikt äußerst dankbar für seine liebende Fürsorge um diejenigen, die der alten Form des lateinischen Ritus anhängen, und wir beten, daß die Verbreitung der traditionellen Messe eine tiefe und dauerhafte Wirkung auf unseren Gottesdienst sowohl in der außerordentlichen als auch der ordentlichen Form des Römischen Ritus habe.

Durch die Feier des Christkönigsfestes erinnert uns die heilige Mutter Kirche an das zentrale Geheimnis Jesu Christi in unserem Leben und in unserer Gottesverehrung. Wir verherrlichen unseren Göttlichen Erlöser als den Mittelpunkt der Menschheitsgeschichte und als den, der uns den eigentlichen Sinn und das Ziel unseres Lebens offenbart. Dies ist das Geheimnis, das wir im heiligen Meßopfer feiern. Blicken wir auf das, was uns der Hl. Paulus über all den Reichtum lehrt, den uns Gott in seinem Sohn, Jesus Christus, unserem Herrn und König, offenbaren möchte.

Jesus Christus ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes. Im Geheimnis der Menschwerdung hat Gott sich selbst im fleischgewordenen Wort, seinem einzigen göttlichen Sohn, uns vollkommen geoffenbart. Christus ist die sichtbare Verwirklichung der Gnade Gottes gegenüber uns armen Sündern. Es ist angebracht, dies im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit in Erinnerung zu rufen. In Christus sehen wir die fleischgewordene Gnade. Christus ist in jeder Messe anwesend, besonders bei der Darbringung des heiligen Opfers und in seiner eucharistischen Gegenwart mit Leib, Blut, Seele und Gottheit.

Er ist der Erstgeborene vor aller Schöpfung, gegenwärtig bei der Erschaffung der ganzen Welt. In einer schönen Trilogie von Ausdrücken erinnert uns der Hl. Paulus daran, daß alles im Ewigen Wort erschaffen wurde. Christus ist in seiner Ewigkeit vor allen Geschöpfen, und alles hat in ihm Bestand. Christus steht im Mittelpunkt des schöpferischen Willens des Vaters.

Christus ist das Haupt des Leibes, der die Kirche ist. Die Kirche ist der mystische Leib Christi, seine andauernde Gegenwart in der geschaffenen Welt. Durch die Kirche setzt Christus seine erlösende Gegenwart in der Welt fort. Wir alle sind Glieder dieses Leibes, wie der Hl. Paulus uns in Erinnerung ruft. Und Christus, der König, ist das Haupt seines mystischen Leibes, immerfort unter uns gegenwärtig in seinem Wort, in den Sakramenten und in der Gemeinschaft aller Glaubenden. Christus kann niemals von seiner Kirche getrennt werden, sosehr dies einige versuchen. Wir können Christus nicht ohne die Kirche haben, da er innig und auf ewig mit ihr vereint ist. Wir, der mystische Leib Christi, sind untrennbar mit unserem Haupt, Christus, dem Herrn, vereint. So wie die Kirche das allumfassende Sakrament der Erlösung der Welt ist.

Christus ist der Anfang und der Erstgeborene von den Toten. Er ist uns vorausgegangen und hat unsere eigene Auferstehung durch seinen Tod und Auferstehung möglich gemacht. Wohin er gegangen ist, dorthin hoffen wir, ihm eines Tages zu folgen. Sein Tod ist unser Loskauf vom Tod, und seine Auferstehung ist unser Aufstieg zu neuem Leben.

Er ist der Erste und die ganze Fülle wohnt in ihm. Seiner Göttlichkeit, die sich im Schoß seiner jungfräulichen Mutter für immer mit der menschlichen Natur vereint hat, mangelt es an nichts. Er ist die Fülle, dessen, was sich jedes menschliche Herz ersehnt. Was auch immer wir als ein Gut in dieser Welt suchen, ist nur ein ärmlicher Widerschein der Fülle an Schönheit, Güte, Freude und Vollkommenheit, die letztlich in Christus wohnt. Jede rechtschaffene Sehnsucht des Menschen ist letztlich ein Verlangen nach Christus.

Es ist Christus, den wir als unseren universalen König verehren. Allerdings erinnert uns unser Herr selbst daran, daß sein Königreich nicht von dieser Welt ist. Die Jünger Jesu haben dies nicht ganz verstanden, erst nach seiner Auferstehung und der Ausgießung des Heiligen Geistes am Pfingsttag. Wir dürfen das nie vergessen. Wir leben nicht in der Erwartung, in dieser Welt vollkommen zu werden und Erfüllung zu finden, sondern versuchen, diese Welt zu einem immer besseren Abbild des Königreiches Gottes zu machen. Wir sind nur Pilger, die auf dem Weg in das Königreich Gottes, dem himmlischen Königreich, durch dieses Erdenleben wandeln. Unser ganzes Leben ist eine Vorbereitung auf die Fülle des Königreiches Gottes.

Das Königreich Christi, bereits jetzt in seiner Kirche unvollkommen gegenwärtig, ist auch ein Königreich der Wahrheit. Unser Herr sagt uns, daß er geboren wurde und in die Welt kam, um die Wahrheit zu bezeugen. Alle, die in dieser Wahrheit sind, hören auf seine Stimme und folgen ihr. Die Wahrheit, die Christus uns offenbart, ist die Wahrheit von Gott, die Wahrheit über uns selbst, die wir nach seinem Bild und Gleichnis geschaffen sind, und die Wahrheit über die ewige Erlösung, die für uns durch das Leiden, den Tod und die Auferstehung Christi errungen wurden. Das ist das ewige Leben, das wir in der Wahrheit bekennen und leben.

Es scheint, daß die Welt, in der wir leben, immer weltlicher und immer materialistischer wird. Die Welt anerkennt nicht mehr eine Wahrheit, die ewig ist und alle verpflichtet. Papst Benedikt XVI. nannte dies bekanntlich „die Herrschaft des Relativismus”. Aber ohne die ewige Wahrheit Gottes und dadurch ohne Christus zu leben bedeutet, in Finsternis, Unwissenheit, Zweifel und Angst zu leben. Christus kam, um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen, uns von der Finsternis der Sünde und des Todes zu befreien und uns mit der Frohbotschaft seiner Gnade und Liebe zu erleuchten. Die ersten Worte seines öffentlichen Wirkens waren „Das Reich Gottes ist nahe. Kehrt um und glaubt an das Evangelium!”

Wir sind in dieses Königreich des geliebten Gottessohnes aufgenommen durch die Teilhabe an der Erlösung, die er für uns durch sein Blut erkauft hat und durch die wir die Vergebung unserer Sünden erlangen. Wie uns der Hl. Paulus berichtet, hat Christus durch sein Blut am Kreuz alles in sich vereinigt. Wir empfangen die Gnade der Erlösung erstmalig am Tage unserer Taufe, die uns von der Erbsünde reinwäscht und uns durch die Gnade Gottes heiligt.

Dieses ewige Geheimnis unserer Erlösung wird für uns jedes Mal erneuert, wenn wir an der Darbringung des heiligen Meßopfers teilnehmen. Christus, der sich einst selbst sowohl als Priester als auch als Opfer auf dem Kreuzesaltar hingab, opfert sich jetzt bei jeder Feier der heiligen Messe durch den Dienst der Priester in unblutiger und sakramentaler Weise auf den Altären unserer Kirchen.

Christus, der König, triumphiert über den Tod, auch als er zu unserer Erlösung am Kreuz hängt. Sein österliches Geheimnis, das für uns im Altarsakrament seines Leibes und Blutes gegenwärtig ist, ist die Quelle unserer ständigen Heiligung, wenn wir Gott in unserem göttlichen Kult die Ehre erweisen.

Diese Wirklichkeit ist in jeder Messe machtvoll wahrhaft gegenwärtig - in der ordentlichen wie auch in der außerordentlichen Form des Lateinischen Ritus. Jedoch bringt die traditionelle Lateinische Messe, jetzt die außerordentliche Form genannt, diese Wirklichkeit in einer besonders klaren und kraftvollen Weise im Zeichen, im Symbol und im Wort zum Ausdruck.

Die Gebete der außerordentlichen Form, ihre rituellen Gesten und besonders die liturgische Ostung des Priesters am Altar heben in unmißverständlicher Weise den sakralen Charakter des Meßopfers hervor. Dies ist eindeutig eine Verehrung, die Priester und Volk dem allmächtigen Gott zu seiner Ehre und zur Heiligung ihrer Seelen erweisen.

Papst em. Benedikt erkannte, daß die ordentliche Form des Lateinischen Ritus, so wie sie zumindest an vielen Orten gefeiert wird, vieles von dieser Klarheit und diesem Glanz verloren hat. Er lehrte, daß es nie einen Bruch mit der Tradition geben kann, daß vielmehr eine echte liturgische Reform und Erneuerung in klarer Kontinuität mit der früheren Tradition und Form der heiligen Liturgie durchgeführt werden muß. Gerade deswegen hat er Summorum Pontificum herausgegeben, um nämlich die Kirche mit ihrer Vergangenheit zu versöhnen.

Papst Benedikt hoffte, daß die beiden Formen des Lateinischen Ritus einander befruchten könnten und würden, so daß eine wahre und echte Erneuerung der heiligen Messe eines Tages wieder möglich werde. Dies wurde als „Reform der Reform” der heiligen Liturgie bezeichnet.

Das Ziel ist, die Königsherrschaft Christi in der heiligen Messe stärker hervorzuheben, da er sich selbst für unsere Erlösung darbringt, ein Geheimnis, das sich in jeder Messe verwirktlicht. Möge die traditionelle Messe in der Kirche aufblühen, so daß die alte Form des Lateinischen Ritus für viele von Nutzen sein kann - alles zur größeren Ehre und Verherrlichung Christi des Königs. Ihm sei Ehre, Lob und Herrlichkeit jetzt und in Ewigkeit!

Amen!