Brief 53 veröffentlicht am 30 Dezember 2014

Don Roberto Spataro: Die Tridentinische Messe verteidigt den Sinn für das Heilige

Don Roberto Spataro SDB lehrt christliche Literatur an der Päpstlichen Universität Salesiana und hat am 27. Juli dieses Jahres eine Messe in der außerordentlichen Form des römische Ritus auf Einladung der Una Voce Abteilung Neapels hin zelebriert, in Anwesenheit von mehr als 100 Gläubigen. Er ist Sekretär für die Päpstliche Akademie Latinitas und entdeckte die alte Messe nach dem Motu Proprio „Summorum Pontificum“ Papst Benedikts XVI. während eines Aufenthaltes in Jerusalem. Heute ist er eifriger Förderer der außerordentlichen Form, hält Kpnferenzen und zelebriert gerne auf Anfrage von italienischen Gruppen die traditionelle Liturgie.

(Das Interview wurde der Zeitung: „Lettera napoletana“ gegeben, das Presseorgan von Una Voce in Neapel.)

Don Roberto Spataro, gefolgt von Don Nicola Bux, ehemaliger Ratgeber des liturgischen Rates des Papstes und Verteidiger der lateinischen Sprache als erhabendste liturgische Sprache der römischen Kirche.

D.: Halten Sie die Messe des alten römischen Ritus für eine Antwort auf den Verlust des Sinnes für das Heilige unter den Gläubigen?

R.: Ja, da bin ich ganz einer Meinung. In der westlichen Welt, wie überall, nimmt die Aggressivität des Säkularisierungsprozess dramatisch zu und verbreitet sich schnell. Es ist daher notwendig Orte des wirklich „Heiligen“ zu schaffen, wo die objektive Anwesenheit Gottes spürbar wird, wo sie weitervermittelt und geschätzt wird, aufgenommen und gepflegt. Die „tridentinische“ Messe, zieht eine bestimmte Sprache vor, eine Sprache, die Gott vorbehalten ist. Sie nutzt alle Sinne einbeziehende eloquente Symbole und ermöglicht es so, direkt und wirksam die Schönheit und die Macht des „Heiligen“ zu vermitteln.

D.: Wie erklären sie sich die Tatsache, dass vor allem in angelsächsischen Ländern, aber auch in Brasilien vor allem Jugendliche von der traditionellen Liturgie angezogen werden?

R.: In den angelsächsischen Ländern ensteht tatsächlich dieses bedeutende Phänomen: nicht wenige Jugendliche aus verschiedensten protestantischen Konfessionen bekehren sich zum Katholizismus durch die Liebe zur „tridentinischen“ Messe, weil sie in ihr – durch die Gnade Gottes – das finden, was sie gesucht haben: die Opfernatur der Messe, die unersetzlich mit dem Weihepriestertum zusammenhängt, der Glaube an die Realpräsenz und an die Transsubstantiation. Des Weiteren vernehmen sie in der tridentinischen Messe eine gänzliche Zusammenfassung des katholischen Glaubens, dem sie sich voll Enthusiasmus zugewandt haben und nehmen oft auch Unverständnis und Benachteiligung dafür in Kauf.

D.: Was den Klerus angeht, kann man viel einfacher Priester zwischen 30 und 40 Jahren finden, die den tridentinischen Ritus feiern als Priester zwischen 50 und 60. Warum?

R.: Die heute 50 bis 70 jährigen Priester wurden in den nachkonziliaren Jahren geformt, in einer Zeit in der es viel Abneigung wenn nicht sogar teilweise reinen Hass gegenüber der Tradition gab, und sie haben in ihrer Theologie und Pastoral ein „novum“ erhalten, was sie gleich eines „bonum“ sofort aufgenommen haben. Sie sind psychologisch blockiert, und meinen, dass eine „Rückkehr in die Vergangenheit“ stattfindet. In der jüngeren Generation, besonders in den Seminaristen und Jugendlichen, die mit Freude den Lehren Benedikts XVI. gefolgt sind, existieren diese Vorurteile nicht, denn sie haben nicht in den dem Konzil folgenden Jahren gelebt, sondern in späteren Jahrzehnten. Für einige von ihnen ist die Tradition ein e Quelle, eine „Rückkehr in die Zukunft“, wenn ich das mal so sagen darf.

D.: Vor kurzem haben sie in einer Konferenz von einer „kreativen Minderheit“ gesprochen und damit die Gruppen von Gläubigen gemeint, sie sich sammeln, um in ihren Pfarreien den Vetus Ordo zu feiern. Sie nannten sie Reformer – auch liturgischer Natur – die wie kleine Mönchsgruppen wirken.

R.: Den Begriff „kreative Minderheit“ wurde auch bereits von Kardinal Ratzinger eingeführt, um Gruppen zu beschreiben, die – durch ihre starken Überzeugungen, ihr Zeugnis, ihrem Leben und ihrem Schöpfergeist, aber besonders wegen ihres überzeugten Denkens – durch den christlichen Humanismus inspiriert, „unveränderbare Prinzipien“ verteidigten, und die dadurch innerhalb einer Gesellschaft, die von der „Diktatur des Relativismus“ beherrscht wird, wie die antiken monastischen Gruppierungen die römische Gesellschaft von innen heraus retten und erneuern. Im Kern ist der Begriff der „kreativen Minderheit“ ein Begriff, der sich an den biblischen Begriff des „kleinen Restes“ anlehnt, die wenigen, die – durch ihren Glauben an Gott – Instrument seines Heilswirkens werden. Auch in der dunkelsten Zeit der Geschichte schenkt Gott durch seine Vorsehung immer Menschen, die gut, demütig und mutig sind.

D.: Denken Sie, dass sich nach dem Motu Proprio Summorum Pontificum von Benedikt XVI. das Klima zumindest in Italien geändert hat, wenn es um die Rückkehr und die Verbreitung des alten römischen Ritus geht?

R.: Ich bin nicht in der Lage eine Landes-„klassifizierung“ zu geben, wenn es um das Motu Proprio geht. Sicherlich gibt es Mitglieder des Klerus und auch sehr bekannte Prälaten in Italien, die ihre Feindschaft zu Summorum Pontifikum nicht verschweigen. Gleichzeitig muss man aber sagen, dass nicht selten, diejenigen, die sich gegen diese Messform aussprechen, eine nur oberflächliche Bekanntschaft mit ihr gemacht haben und das päpstliche Dokument verurteilen, ohne es jemals vollständig gelesen zu haben.

D.: Für viele desorientierte Katholiken in einer laizistischen Kultur der Entweihung, glauben Sie, dass die Rückkehr zur alten Messe Hoffnung gibt?

R.: Aber natürlich! Diese noble Form der Liturgie, wirklich culmen et fons, bietet Gläubigen Laien und Priestern einen Kern ihres geistlichen Lebens. Sie profitieren von den Schätzen der göttlichen Gnade, die sie in ihr finden und nähren sich aus ihr, um ihren Glauben durch mutiges Zeugnis zu vertreten. Das gilt besonders für die Laien. Sie leben schließlich in einem Umfeld, in dem das Christentum verdrängt wird, und sozial verschwindet, mit allen Folgen, die das mit sich bringt, weil es eine Bewegung gegen Gott gibt, die nicht mehr menschlich noch barmherzig ist, wie auch Papst Franziskus immer in Erinnerung ruft.