Brief 28 veröffentlicht am 5 Oktober 2012

In Italien formiert sich die „Summorum Pontificum“-Familie

Die Ankündigung einer internationalen Pilgerreise der Bewegung „Pro Summorum Pontificum“, die in den ersten Novembertagen in Rom stattfinden wird, hat in der Welt großes Interesse ausgelöst.

Von Deutschland bis zu den USA haben sich schon zahllose Ordensleute und Laien zusammengetan, um sich für das Wochenende des Festes Allerheiligen zum Stuhl Petri zu begeben.

In Italien gründet sich diese Pilgerreise auf die lokale Una Voce-Vereinigung und auf die neueste „Nationale Koordination Summorum Pontificum“, angeregt von Emanuele Fiocchi, der bereits für die Seite „Rinascimento Sacro“ verantwortlich ist.

Um diese neue Initiative vorzustellen, die denjenigen eine Stimme verleihen will, die der traditionellen Liturgie durch das Motu Proprio „Summorum Pontificum“ von Papst Benedikt XVI. näher gekommen sind, wollten wir ihn zu Wort kommen lassen

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1- Welche Rolle spielt die „Nationale Koordination Summorum Pontificum“ (CNSP) bei der Pilgerreise am 3. November nach Rom?

EF: Das CNSP ist nur ein Unterstützer der Initiative, die weit über die Landesgrenze hinausreicht und daher einen wirklich „katholischen“ Geist hat. An unserer Seite sind viele andere Organisationen, die großes Prestige genießen, wie die Internationale Vereinigung „Una Voce“, die Internationale Vereinigung „Juventutem“ und die große „Notre-Dame-de-Chrétienté“ aus Versailles, die jedes Jahr eine Pilgerreise nach Chartres mit mehreren tausend Pilgern vorbereitet.

2- Wie ist das CNSP entstanden?

EF: Die „Koordination“ erwuchs aus der Notwendigkeit, die Gruppen von Gläubigen zu organisieren, die sich in der „benediktinischen“ Interpretation der liturgischen Frage wiederfinden, die aus der letzten Reform hervorgegangen ist. Die Frage, sich mit Liebe, Mut und Geduld wieder der Führung dieses Papstes zu öffnen. Die Vereinigung versucht, mit ihren Mitgliedern ihren kleinen Teil zu dieser neuen, tiefgreifenden liturgischen Bewegung beizutragen, die gerade in der Kirche im Gang ist. Um heute die Flamme der Liturgie in der außerordentlichen Form gegenüber den Glaubensbrüdern am Leben zu erhalten, die diese Wahl nicht verstehen und auch nicht teilen –wenn sie sie nicht gar verhindern, was das Häufigste ist- bedarf es unseres persönlichen Glaubenszeugnisses als Beitrag zu dieser Bewegung.

3- Warum diese, sagen wir einmal, schwierige und gegen den Strom schwimmende Wahl?

EF: Weil die Wahl, im „alten Ritus“ zu feiern, ein weißes Martyrium ist, das auf den innigen Wunsch des Papstes antwortet.

4- Welchen Wunsch?

EF: „Die Krise der Kirche erwächst aus der Liturgie.“

5- Aber dies ist kein Wunsch, sondern eine Feststellung Benedikts XVI.!

EF: Sicher, aber es bleibt oft ein Satz, der ins Leere gesprochen wird. Viele zitieren ihn falsch als reine Provokation, weil sie ein pragmatisches „Und, was machen wir nun?“ dahinter vermuten. In Wirklichkeit hat der Papst eine fundamentale theologische Frage gestellt, die jedem Bischof im Kopf bleiben muss, jedem Priester und jedem Laien, jeden Tag: „Wenn die Eucharistie in der Liturgie die Kirche verwirklicht, warum verdunkeln dann einige Teile der Kirche die Liturgie und die Eucharistie?“

6- Ja, warum?

EF: Vielleicht, weil dort keine Kirche mehr ist, sondern etwas anders: eine Form der genetischen Mutation des Glaubens, die den Namen „katholisch“ beibehalten, aber nach Jahren des Verschleierns das Feuer des Heiligen Geistes verloren hat und etwas anderes zelebriert.

7- Und warum hat dieser Teil der Kirche so viel gegen den alten Ritus?

EF: Weil dieses mutierte Etwas in der Kirche die Zähne gegen das strahlende Licht 1600 Jahre alter, heiliger Riten und Gebete fletscht, wie ein Dämon gegen einen Exorzisten. Die katholische Liturgie feiert eine Anwesenheit und wenn diese Anwesenheit mit Andacht gefeiert wird, mit dieser Tugend, die so vielen Liturgien abhandengekommen ist, dann stört es den Feind auf den Tod, denn er sieht, dass der Mensch die Majestät seines einen wahren Gottes mit Ehre schmückt. Der alte Ritus favorisiert auf sichere Weise -durch die Haltungen, die Theologie und die Sakralität, die ihm innewohnen- diese heilige Andacht und eben das ertragen einige nicht.

8- Und dann?

EF: Und dann wird die außerordentliche Form der Heiligen Liturgie dort, wo sie gefeiert wird, zum Stein des Anstoßes, der die Gedanken vieler offenbart. Gedanken, die alles andere als katholisch sind, meiner Meinung nach.

9- Die Messe Pauls VI., die „ordentliche Form“ der Liturgie genannt wird, genügt nicht?

EF: Sie ist die ordentliche Form, Punkt. Nach dem Papst ist es notwendig, auch die andere Flamme wieder zu entfachen, die der Wurzeln, aus denen die ordentliche Form abstammt, weil diese Flamme fast erloschen ist, und es nicht einmal der selige Johannes Paul II. geschafft hat, sie mit „Quattuor Abhinc Anno“ und „Ecclesia Dei adflicta“ wegen der Feindseligkeit der Bischöfe wieder zum Brennen zu bringen. Benedikt XVI. hat der Kirche „Summorum Pontificum“ geschenkt, ein Dokument, das ein universales und permanentes Recht auf die Zelebration des Altes Ritus verleiht. Wir nehmen dieses Recht gerne in Anspruch und verteidigen es, um diese Flamme weiter am Brennen zu halten.

10- Aber schafft dies nicht Spaltungen zwischen den Gläubigen? Im Grunde enthält die Kritik gegenüber dem CNSP den Vorwurf, den Traditionalismus in „versöhnliche“ und „puristische“ Positionen zu spalten…

EF: Wie ein guter Freund von mir immer gesagt hat: Das Denken des Papstes ist klar, wer so denkt wie der Papst, der sei willkommen. In der Kirche, wenn sie den Glauben nach dem Lehramt Benedikts XVI. schenkt, -gerade in liturgischen Fragen- dürfen solche Spaltungen nicht vorherrschen: Das was immer hochgeschätzt wurde, wird es auch heute noch.

Die Art, wie es heute praktiziert wird, muss sich ja auch gar nicht durchsetzen, denn „Es gibt keine Erneuerung ohne Tradition („Nihil innovetur nisi in traditione“)…Eventuelle Spaltungen des sogenannten „Traditionalismus“ (der, nebenbei gesagt, keinem missfallen dürfte), werden sicherlich nicht vom CNSP verursacht. Dies ist eine Initiative, die nicht vorgibt, Patentrezepte für Katholizismus auszugeben, noch eine, die ihre Arbeit auf Gruppen beschränkt, die den alten Ritus feiern, noch zwingt sie irgendjemandem ein einzig richtiges Denken auf.

Aus zwei einfachen Gründen.

Erstens, weil, -und ich sage es einmal ausdrücklich-, wir keine Vereinigung mit einer Führungsstruktur sind. Wir haben eine ultralockere Struktur, die aus einigen Sprechern und Moderatoren besteht; wir rekrutieren uns aus einer freien und spontanen Mitgliedschaft bereits bestehender Gruppen; wir schlagen Arbeiten und Projekte vor, die das CNSP nach Anstoß aus den Gruppen selber entwickelt. Aus diesem Grund, obwohl wir unser Wachstum begrüßen – beispielsweise haben wir schon heute in allen Regionen Italiens Mitglieder -, haben wir keine Exklusivheitsanspruch, sondern sind bereit, uns jeder Situation anzupassen, die auf unserer Wellenlänge liegt, wie –um ein Beispiel zu nennen- es mit dem Toskanischen CNSP Benedikt XVI. war.

Zweitens: Unsere Inhalte sind die, die von Benedikt XVI. in „Summorum Pontificum“ und seinem Lehramt ausgedrückt werden; wir arbeiten mit diesen und setzen uns ständig mit den Gegnern der traditionellen Liturgie auseinander.

Daher raten wir jedem, der unsere Vorliebe teilt und damit einen Aspekt mit uns gemeinsam hat, oft den Text von „Summorum Pontificum“ und „Universae Ecclesiae“ zu zitieren. Unsere Vereinigung will nicht die eigene Stärke verwirklichen, sondern die Stärke des Papstes.

11- Aus diesem Grund werfen ihnen einige vor die alte Messe „versüßen“ zu wollen, eine Verunreinigung zwischen den Riten zu favorisieren…

EF: Ein großes Missverständnis, das aus einer großen Zweideutigkeit entstanden ist. Das CNSP ist auf dem Text von „Summorum Pontificum“ aufgebaut, wie er eben geschrieben wurde: Man kann nicht einige Begriffe oder einige ausgewählte Stellen bevorzugen, sondern man muss das päpstliche Dokument als ganzes nehmen. Es handelt sich um einen einzigen Ritus in zwei separaten Formen.

An keiner Stelle wird davon gesprochen, unter der Schale der alten Liturgie zu experimentieren, Missale aus dem Jahre 1965 zu benutzen oder hausgemachte Verunreinigungen zwischen Altem und Neuem zu legitimieren. Ich könnte bestätigen, dass das CNSP konkret auch aus der Notwendigkeit für einige Gruppen erwuchs, dem Druck, der zu merkwürdigen Vermischungen von Missalen einlud, zu widerstehen. Diese Missbräuche haben die gleiche Wurzel wie alle Missbräuche: sie profanieren das göttliche Gesetz („Ius Divinum“). Man stellt sich über die heiligen Dinge Gottes, sei es auch in bester Absicht, und endet damit, Sein heiliges Recht zu verletzen, so verehrt zu werden, wie Er es eingesetzt hat. Und Er hat es durch seine Kirche eingesetzt.

12- Keine Pfuscherei also…

EF: Die ordentliche Form ist „ordentlich“, die außerordentliche Form „außerordentlich“: In dieser Hinsicht ist keine Verunreinigung akzeptabel.

Messe im alten Ritus mit neuen Lesungen „weil der Priester dann nur eine Predigt vorbereiten muss“, Priester, die aus Nachlässigkeit durch die Rubriken durchhasten, weil sie keine Lust haben, sie richtig zu lernen; diejenigen, die beschlossen haben, dass in „Summorum Pontificum“ 1920 oder 1965 anstatt 1962 (die Diskussion darüber kann natürlich offen bleiben) steht; das sind alles Zeichen einer liturgischen Kreativität im kontraproduktiven Sinn, die auch für „Ecclesia Die“ nicht akzeptabel ist, wie es sich für CNSP darstellt.

Unsere wichtigste Pflicht ist es, die außerordentliche Form zu unterstützen und ihr Glanz zu verleihen. Sie bedarf oft noch einer angemessenen Katechese unter den Gläubigen und unter den Organisatoren, und das ist es, woran wir arbeiten.