Brief 26 veröffentlicht am 18 Juni 2012

Ein Buch zur Kultivierung, Vertiefung und Verteidigung des Glaubens an die göttliche Eucharistie

Die Gemeinschaft der Franziskanerbrüder der „Immacolata“ hat sich zu einem unglaublichen Schmelztiegel spiritueller und theologischer sowie von Andachts-Initiativen entwickelt. Ihre Apostolate sind so reichhaltig, dass es schwierig wird, jede einzelne Aktivität zu verfolgen. Heute möchten wir bei einem davon besonders verweilen. Es handelt sich um die Veröffentlichung einer Abhandlung über den Höhepunkt des christlichen Lebens: die Eucharistie.

Dieses Buch mit dem Titel: „Eucharistie‚ alles ganz und gar‘: Opfer – Präsenz – Gemeinschaft“, ein Werk von Pater Massimiliano M. Degasperi, ist ein wahrer und echter Leitfaden für eine authentische eucharistische Spiritualität.

Wir freuen wir uns darüber, unseren Lesern mit Erlaubnis des Autoren exklusiv das Vorwort von S. Ex. Msgr. Athanasius Schneider, Weihbischof von S. Maria in Astana (Kasachstan), vorstellen zu dürfen, der ein glühender Förderer der knienden Mundkommunion ist.



Das Vorwort von Msgr. Schneider

Das Sakrament der Allerheiligsten Eucharistie ist das größte Geschenk, das Gott dem Menschengeschlecht machen konnte, weil es in sich die Quelle aller Gnaden und aller geistlichen Geschenke Gottes trägt, das bedeutet: den fleischgewordenen Gottessohn, der am Kreuz geopfert wurde, auferstanden ist und in Ewigkeit im Himmel für uns eintritt (vgl. Heiliger Thomas von Aquin, Summa theologiae, III, 65, 3; 79,1).

Dieses Sakrament fasst in sich alle größten und tiefsten Geheimnisse der göttlichen Offenbarung und unseres Glaubens zusammen und wird daher das Geheimnis des Glaubens par excellance genannt.

Die Liturgie der heiligen Messe hebt diesen Sachverhalt hervor, wenn sie den Ausdruck „mysterium fidei“ in den Wandlungsworten gebraucht. Im „usus antiquior“ des Römischen Ritus ist das Geheimnis des Sakraments der Eucharistie auf angemessenere Weise ausgedrückt, weil der Ausdruck „mysterium fidei“ sogar Teil der Konsekration des Blutes ist und darüber hinaus die sakramentalen Worte mit leiser Stimme ausgesprochen werden. Der Moment, in dem sich das tiefste Geheimnis unseres Glaubens vollzieht, ist von Schweigen umgeben. Dies ruft in den Seelen der Gläubigen die Haltung des Glaubens, des Staunens und der Anbetung des Übernatürlichen hervor. Dem Geheimnis, und noch dazu dem größten Geheimnis unserer Religion, kann man in rechter Weise nur in einer solchen Haltung begegnen.

Aus diesem Grund hat der Herr Jesus Christus dieses Sakrament beim Letzten Abendmahl eingesetzt, in einer Atmosphäre des feierlichen Schweigens und der Verborgenheit, unter Ausschluss der großen Masse und aller anderen Jünger, selbst ohne seine heilige Mutter Maria. Indes hat er es nur seinen zwölf Aposteln anvertraut, die bei diesem Anlass von Ihm auch zu Priestern des neuen Bundes gemacht wurden. Seiner heiligen Kirche hat Jesus auf diese Weise den wertvollsten Schatz des Glaubens und des Lebens hinterlassen. Deswegen ist es unentbehrlich und immer dringend nötig, den Glauben an die Heilige Eucharistie zu kultivieren, zu vertiefen und zu verteidigen.

Bevor aus diesem Sakrament auf angemessene Weise gelebt werden kann, müssen wir auf angemessene Weise daran glauben. Der hl. Pierre Julien Eymard hat uns gelehrt: „An die Eucharistie glauben ist ein Schatz, den wir durch die Unterwerfung unseres Verstandes suchen, durch die Demut schützen und um jeden Preis verteidigen müssen. Nicht an das Allerheiligste Sakrament zu glauben ist das größte Unglück. Einem König ohne seine königlichen Zeichen die Ehre zu erweisen ist viel größer als jemandem mit höchsten Ehren, denn gerade dadurch ist es wirklich die Person, die verehrt wird, und nicht seine Auszeichnung. So verhält es sich auch mit Jesus im Allerheiligsten Sakrament. Ihn zu verehren, an seine Göttlichkeit zu glauben, trotz des Schleiers der Schwäche, der ihn umhüllt, bedeutet, seine göttliche Person zu verehren und das Geheimnis, das ihn umgibt, anzuerkennen.“

Das vorliegende Buch des verehrten P. Massimiliano M. Degasperi FI bewirkt dieses unabdingbare und dringende Werk der Klärung, der Vertiefung und auch der Verteidigung des eucharistischen Geheimnisses. In einer Zeit großer Krisen des Glaubens und des eucharistischen Lebens wie der unsrigen, haben wir die göttliche Pflicht, eine gesunde und klare Lehre über die Eucharistie zu verteidigen. Das höchste Lehramt der Kirche hat uns in diesen zweitausend Jahren unmissverständliche und verehrungswürdige Lehren dieses Sakramentes überliefert; ganz besonders gilt dies vom Konzil von Trient, dem verehrten Papst Pius XII., dem Zweiten Vatikanischen Konzil und dem sel. Papst Johannes Paul II. wie auch dem derzeitigen Papst Benedikt XVI.

In den letzten fünfzig Jahren hat sich in vielen Bereichen des kirchlichen Lebens eine starke Tendenz ausgebreitet, die versucht, den eucharistischen Glauben zu verfälschen. Der vorrangige und wesentliche Aspekt der Eucharistie, der Opfercharakter, ist meistens verdunkelt und wird oft auf die Stufe des sogenannten Gemeinschafts- Aspekts gestellt, manchmal sogar durch diesen letzteren ersetzt. Diese Tendenz ist ein wahrer und echter Bruch mit der gesamten Glaubenstradition und endet schließlich beim Denken Martin Luthers.
Um diese neue Theorie zu rechtfertigen, berufen sich die Vertreter dieser Tendenz oft in vager Art auf das Zweite Vatikanische Konzil, indem sie es missbrauchen, um wirkliche, echte Mythen zu schaffen, indem sie behaupten, das Konzil habe von Neuem den Gemeinschafts-Aspekt der heiligen Messe in den Mittelpunkt gerückt.

Tatsächlich hat das Konzil in „Sacrosanctum Concilium“ nur zweimal das Mahl erwähnt und einmal die Gemeinschaft, während es neun Mal vom Opfer gesprochen hat, und es muss festgehalten werden, dass, wenn das Konzil vom Mahl spricht, es sich auf die heilige Kommunion bezieht.

Das Lehramt hat immer den Gemeinschafts-Aspekt des eucharistischen Sakraments auf die heilige Kommunion bezogen, die in dem Moment des sakramentalen Empfangs Frucht des eucharistischen Opfers ist.
Eine Lehre über die Zentralität des Gemeinschafts-Aspekts der Heiligen Messe zu verbreiten, eine widersprüchliche Lehre, die nicht mit den Texten des Zweiten Vatikanischen Konzils vereinbar ist, vollzieht sich in noch größerem Maß und heute quasi umfassend immer weiter in der sogenannten Feier „versus populum“, genau um den Augenblick des Mahls zu hervorzuheben und vielleicht auch die aktive Teilnahme der Gläubigen.
Aber auch diese rituelle Veränderung wurde nie vom Zweiten Vatikanischen Konzil gewünscht. Und so kam es, dass hier ein wirklicher Mythos geschaffen wurde. Es ist tatsächlich dringend nötig, Klarheit in eine solche Verwirrung der Lehre und des Ritus zu bringen.

Das vorliegende Werk von P. Degasperi ist aus diesem Grund sehr nützlich und angebracht.

Es bringt eine notwendige und sichere Klärung und zeigt richtig die Konsequenzen für die Zelebration und das eucharistische Leben auf. Der Autor präsentiert uns auf korrekte Weise den Reichtum der Lehren des Magisteriums über die Eucharistie. In einer Situation der Verwirrung der verschiedenen Theorien über die Eucharistie besteht wahrhaft die Notwendigkeit, mit der klaren Stimme der Kirche selber zu sprechen. Wir müssen zum eucharistischen Glauben der Apostel und der Heiligen aller Zeiten zurückkehren.

Der selige John Henry Newman ruft uns ins Gedächtnis: „Uns lehrt der Glaube, dass Du, o Herr, trotz Deiner Himmelfahrt in die Herrlichkeit des Himmels Dein Opfer erneuerst und weiterführst bis zum Ende der Welt. Dies ist nicht nur die bewegendste und freudigste Botschaft der Zärtlichkeit unseres Herrn und Erlösers, sondern diese Lehre findet auch volle Zustimmung und volle Sympathie unserer Vernunft. Obwohl wir noch niemals eine so wunderbare Lehre mit unserer Vernunft bewundern konnten oder wagten, verehren wir seine höchste Entsprechung Deiner Vollkommenheit und gleichzeitig bewundern wir seine unendliche Barmherzigkeit für uns.“

Je reiner und unversehrter der Glaube an das eucharistische Geheimnis ist, desto heiliger, ehrfürchtiger und liebevoller werden seine Zelebration und sein Empfang.

Das Konzil von Trient hat uns diese Lehre von immerwährender Gültigkeit hinterlassen: „Es existiert kein anderes Werk, das auf solch heilige und göttliche Weise behandelt werden müsste, wie dieses erschütternde Geheimnis, mittels dessen jeden Tag diese lebendige Hostie, durch die wir mit Gottvater versöhnt worden sind, von Priestern Gott auf dem Altar geopfert wird. Ebenfalls wird hier offenbar, dass man jede Mühe und Sorgfalt aufbringen muss, damit es mit der größtmöglichen inneren Reinheit des Herzens und mit der äußeren Haltung der Anbetung und der Hingabe zelebriert wird“ (Decretum de observandis et vitandis in celebratione missarum).
Das wahre Leben der Gläubigen und der ganzen Kirche besteht in einem rechten Glauben, in der ehrfürchtigen Zelebration und dem fruchtbaren Empfang der heiligsten Eucharistie. Eine wahre Erneuerung der Kirche, eine Neuevangelisierung, oder besser gesagt, Wieder-Evangelisierung und Wieder-Katholisierung, hängt von der Wiedergeburt der Eucharistie ab.

Der berühmte Theologe der russisch-orthodoxen Kirche, P. Alexander Schmeman, sprach über die von ihm beobachtete Krise der Eucharistie in der westlichen Welt bereits vor dreißig Jahren diese weisen Worte:
„Wir müssen von neuem die Kraft für eine eucharistische Wiedergeburt in der Kirche finden. Es handelt sich hierbei nicht um Reformen, Anpassungen, Modernisierungen usw. Es handelt sich im Gegenteil um eine Rückkehr zu dem Verständnis und der Erfahrung, mit der die Kirche seit ihrem Anfang gelebt hat.“

Das Werk des verehrten Pater Degasperi mit seinem so ausdrucksstarken Titel „Eucharistie‚ alles ganz und gar‘“ vermittelt uns den Reichtum der eucharistischen Lehre und gleichzeitig die richtigen Wegweisungen für die Zelebration und das eucharistische Leben.

Ich wünsche mir, dass mit der Gnade Gottes und durch die Fürsprache der Unbefleckten Jungfrau Maria dieses Werk weite Verbreitung finde und für die Leser ein wahres geistliches Gut werden möge, um so auch zu einer eucharistischen Wiedergeburt in der Kirche unserer Zeit beizutragen.

Ich möchte mit den folgenden brennenden Worten des eucharistischen Glaubens des heiligen Pierre Julien Eymard schließen:

„Wir glauben, und wir glauben fest, an die reale Anwesenheit Jesu in der Eucharistie! Jesus ist hier! Wenn wir in eine Kirche eintreten, dann muss uns ein Gefühl der Ehrfurcht erfüllen, eine Ehrfurcht des Glaubens und der Liebe, Jesus Christus in Person zu begegnen. Denn es ist wirklich er, dem wir begegnen. Mögen unser Apostolat und unsere Predigt diesem gerecht werden.“

„L’Eucarestia ‚tutta intera‘: Sacrificio – Presenza – Comunione“ (Italienisch)
Casa Mariana Editrice, 2012, 10 Euro
Online bestellen bei: libreriadelsanto.it.