Brief 66 veröffentlicht am 18 April 2016

Das Institut „Bon Pasteur“ kehrt zu seinem 10. Gründungsjubiläum nach Rom zurück

Entstanden im Jahr 2006 aus einer Begegnung zwischen in Écône geformten Priestern und Kardinal Castrillón Hoyos, dem damaligen Präsidenten der Päpstlichen Komission Ecclesia Dei, eröffnete das Insitut „Bon Pasteur“ letztes Jahr ein Priesterhaus in Rom.

Die neue Niederlassung wurde am 23. November, dem Fest des hl. Clemens, feierlich in Anwesenheit S. Ex. Msgr. Guido Pozzo, dem Sekretär der Päpstlichen Komission Ecclesia Dei, und päpstlichem Nuntius Msgr. François Bacqué, wie auch Don Philippe Laguérie, dem Oberen des Institutes eingeweiht. Das Haus wurde durch die Ernennung Don Matthieu Raffrays möglich, der als Philosophieprofessor an die Päpstliche Universität des hl. Thomas von Aquin (Angelicum) nach Rom berufen wurde.

Es ist es nicht das erste Mal, dass das IBP in Rom anwesend ist, aber das Institut hat heute seine anfänglichen Schwierigkeiten überwunden und kann nun nicht mehr ad Petri Sedem fehlen, wo es seit seiner Gründung seine Wurzeln sieht, bezeugt auch durch die regelmäßige Teilnahme der Seminaristen an der internationalen Pilgerfahrt des Volkes Summorum Pontificum nach Rom.
Tatsächlich wird das IBP aktiv an der nächten internationalen Pilgefahrt nach Rom teilnehmen, die von S. Ex. Msgr. Sample, dem Erzbischof von Portland (Oregon) geleitet werden wird. Eine hl. Dankesmesse wird am Freitagabend, dem 28. Oktober, in Rom zelebriert werden, wobei die Seminaristen des IBP bei der Heiligen Messe im Petersdom am folgenden Samnstag dienen werden.

Wir baten Don Matthieu Raffray und Don Giorgio Lenzi, die das Apostolat in Rom in der Casa San Clemente leiten, uns über die aktuelle Lage des IBP und seinen Projekten zu informieren.



Priesterweihe 2015 in São Paulo.

1) Können Sie uns etwas über das IBP erzählen? Wieviele Priester und Seminaristen hat es? In welchen Ländern arbeitet Ihr?

Don Matthieu Raffray: Das Institut des Guten Hirten (IBP) zählt derzeit ca. 30 Priester, deren Großteil ihren Dienst in Frankreich leistet in den Diözesen Chartres, Bordeaux, Blois, Le Mans, Meaux, Versailles, Paris und Marseille, aber auch in Lateinamerika, in Bogotà, Sao Paolo und Brasilia, in Polen (Bialystok) und seit diesem Jahr auch in Rom. Es gibt auch eine Reihe von Gründungsprojekten (in Lateinamerika, Afrika, Nordamerika und Osteuropa), von denen einige in naher Zukunft das Licht erblicken werden. Die Nachfrage ist auf der ganzen Welt groß und es ist nicht immer einfach alle zu bedienen: Messorte werden aufgegeben und die Arbeiter im Weinberg sind wenig! Dennoch haben wir derzeit ca. 40 Seminaristen in der Ausbildung: die Zukunft sieht also gut aus, auch wenn man langsam vorgehen sollte und sich nicht übernehmen darf. Wir wollen vor allem den Ernst der Ausbildung unserer Seminaristen beibehalten, die Einheit ihrer Gemeinschaften, sowei das Gmeienschaftleben unserer Priester. Dies ist der Rahmen eines gesunden und festen Apostolates, das unserem traditionellen liturgischen und doktrinellen Lehramt entspricht.
Das IPB wurde 2006 gegründet, wir sind also fast 10 Jahre alt (wir werden dieses Jahr in Rom unser Jubiläum feiern). Nach einem bewegten Anfang – den alle neuen Gründungen durchstehen müssen – haben wir seit 2012 die insituttionelle Krise überstaden und man kann sagen, dass wir jetzt eine notwendige Sicherheit für ein ruhiges Aufblühen erreicht haben. Dank sei Gott! Am beruhigendsten und ermutigendsten ist – abgesehen von ideologischen Ausnahmen – die Annahme unseres Charismas seitens der Bischöfe. Die Exklusivität der tridentinischen Messe ist theologisch ein positives Kriterium der modernen Reformen, die sich in den Dienst der Kirche stellen und auch in den Diözesen ein wichtiges atout darstellen. Dieses Charisma stillt den ernstzunehmenden Durst einiger Gläubigen, aber auch der Dynamik der Evangelisierung. Unser Hang zur Tradition ist kein nostaglisches Blicken in die Vergangeheit, sondern vielmehr eine unabdingabre Bedingung für eine Neuevangelisierung, die wirklich in Jesus Christus und seiner Kirche verwurzelt ist. Die neue Eröffnung in Rom ist ein Zeichen dieses friedlichen Fortschritts der Tradition und unserer Anhänglichkeit zur Messe, die wir in den Dienst der Kirche stellen wollen.

2) Warum haben Sie den hl. Clemens als Patron ihrer römischen Niederlassung gewählt?

Don Giorgio Lenzi: Wir haben unser neues Haus unter den Schutz und das Patronat des Papstes und Märtyrers des hl. Clemens aus verschiedenen Gründen stellen wollen. Ich glaube, am wichtigsten war es einen Patron zu finden, der mit der Geschichte der Weltkriche zusammenhängt, aber auch charakteristisch für die antike Christenheit in Rom ist… desweiteren handelt es sich um einen der ersten Nachfolger der hl. Apostel. Er gab sein Leben für die Kirche und das heilige Evangelium, ein Ideal, das wir uns zu eigen machen wollen: Der hl. Clemens war ein guter Hirte und wir wollen seinem Beispiel folgen! Darüberhinaus sind Don Matthieu und ich von der künstlicherischen, liturgischen und geistlichen Schönheit und Reinheit der herrlichen Basilika „San Clemente“ fasziniert, die sich ganz in der Nähe unseres Stadtteils befindet.

3) Die Romanität ist ein wesentlicher Bestanteil des Charismas des IBP: Was stellt das für Sie dar, gerade in der Zeit, die wir momentan durchleben?

Don Matthieu Raffray: Jeder Katholik ist notwendigerweise mit Rom verbunden, dem Sitz Petri. Es ist diese Verbundenheit, die nicht rein theoretisch ist, sondern sich in der kirchlichen Hierarchie konkretisieren muss, die ein Priester durch die Mission in die Tat umsetzt, die er von der Kirche erhalten hat. Der Priester, der sich von der Hierarchie trennt (mit Außnahmen, die an verschiedenen konkreten Orten für eine begrenzte Zeit stattfinden könnten) wird zum Söldner, der für sich arbeitet, und nicht mehr Hirte des Herde Jesu Christi ist. Unser Institut, das providenziell unter der Patronatschaft Christi des „Guten Hirten“ steht, möchte genau diesen Sinn des Gemeinwohls wieder entdecken: die Rolle des Hirten ist es nicht, seine Schafe zu verführen, um sie sich anzueignen, und ihnen seine eigene Lehre zu lehren, sondern, im Gegenteil, sie zu Jesus Christus zu führen und nichts anderes zu lehren, als den katholischen Glauben, der zeitlos und unwandelbar ist und unfehlbar von Christus bis in die heutigen Tage übermittelt wurde. Dies in einem Wort, ist das Geheimnis der Kirche: um dem Leib Christi anzugehören muss man aber auch ihre menschliche Seite annehmen, mit ihrer Schwachheit und auch ihren Narben. Zu viele falsche Hirten „Wölfe in Schafspelzen“ haben die heilige Lehre Christi mir ihren unwürdigen Taten und ihren neuen Lehren beschmutzt und entstellt. „Gute Hirten“ zu sein bedeutet also, ohne Kompromisse römisch zu sein. Unsere Präsenz in Rom stellt diese Liebe für die Kirche dar, was auch immer sie koste.

4) Könnten Sie sich, einer nach dem anderen unseren Lesern vorstellen? Wo kommen Sie her? Wie haben Sie ihre Berufung gefunden? Wie war ihr Lebensweg als Priester bisher?

Don Matthieu Raffray:
Meine Familie hing immer sehr stark der Tradition an. Bereits mein Großvater väterlicherseits in Saint-Brieuc machte Anfang der 70er Jahre einen Appell an Msgr. Lefebvre, um die traditionelle Messe beizubehalten. Meine Mutter, eine Mexikanerin hat ihrerseits traditionelle katholische Wurzeln, die auch heute noch sehr lebhaft sind, einen tiefen Glauben, der keine Kompromisse eingeht, aus einem Land mit einer alten Christlichen Identität. Wenn es um mich geht, ich bin das dritte Kind in einer Familie von neune Kindern. Wir wurden von kleinauf im katholischen Glauben erzogen, mit Gebet in der Familie, in Respekt zu Priestern und zur Autorität der Kirche und dem Sinn, dass ein Christ mit Treue den Lehren anhängen sollte, die er empfangen hat. Ich danke mit meinem ganzen Herzen meinen Eltern, denn ich weiß wie schwer es vor allem heute ist, eine christliche Familie aufzuziehen.
Wenn es um meine Berufung geht, war es vor allem ein intellektueller Schritt, wenn man so sagen will. Auch wenn die Idee mir schon seit meiner Jugend vorschwebte, hat sie sich eigentlich erst während meiner Studien der Matematik und der Philosophie in der Universität aufgedränkt. Ich habe den hl. Thomas von Aquin entdeckt, ein entscheidenden Schritt, in dem Sinne, dass ich mir der Macht einer wahren Intelligenz und eines wirklichen Glaubens bewußt wurde. Unser Glauben ist nicht sentimental, er ist in der Vernunft verwurzelt, man kann ihn rechtfertigen, verteidigen und er ist vernünftig, denn er ist der einzige Glaube, der der Natur des Menschen und seinem Drang nach Vernünftigkeit entspricht.
Seit meiner Weihe in Sant’Anna d’Auray im Jahre 2009 habe ich mich hauptsächlich dem Studium gewidmet (ich habe eine Lizenz im kanonischen Recht abgeschlossen – einen Master – und dann bei den Dominikanern in Tolouse Theologie studiert, dann ein Doktorat in Philosophie an der Sorbonne abgeschlossen) und dem Lehren von Seminaristen und verschiedenen Gruppen von Gläubigen. Es ist meine Überzeugung, dass die Zeit gekommen ist, in der „traditionalistischen“ Welt, die Menschen die Verteidigung und die Entwicklung ihres Argumentes ernst nehmen, und sich in intellektuellen Auseinandersetzungen einbringen, die die Kirche seit Jahrzehnten beschäftigen. Unser Hang zur Tradition muss vor allem doktrineller Natur sein, denn es ist vor allem dieser Schatz den wir der Kirche anbieten müsesen, vor allem anderen.

Don Giorgio Lenzi: Es handelt sich um Fragen, die mir sehr oft gestellt wurden und es wären lange Antworten mit vielen Anekdoten und Beispielen nötig! Ich wurde auf Sardinien geboren, auf der Insel Sant’Antioco in eine katholische und prakizierende Familie hinein. Vereinfacht gesagt wollte ich dem Herrn seit dem Tag meiner Erstkommunion dienen… ich habe diesen Samen der Berufung beibehalten, bis ich ins kleine Seminar mit 13 Jahren hier in Rom eingetreten bin. Ich habe in meinen Jahren im Gymnasium dann an vielen liturgischen Feiern im Petersdom teilgenommen (beispielsweise mit Johannes Paul II., dem damaligen Joseph Ratzinger und Kardinälen wie Noé und Deskur…andere habe ich später kennengelernt, wie De Magistris, Sardi und Brandmüller, und dann solche, die es hoffentlich eines Tages werden: Msgr. Sciacca oder Msgr. Gänswein). Ich erinnere mich mit Freude an diese Tage und alle diese schönen Erfahrungen im Glauben haben mich bereichert und mich in meiner Berufung gestärkt.
Das konservative Wesen habe ich Schritt für Schritt entdeckt, den Reichtum der liturgischen Tadition mit seinem ganzen lehramtlichen Gepäck und habe schnell verstahden, dass die Formation im örtlichen sardischen Seminar nicht meinem Ideal des Preistertums entspricht. Ich habe mir vorgenommen, mich auf die Suche zu begeben und mich mit den traditionellen Gruppen in Kontakt zu setzen und landete schließlich bei der Bruderschaft Pius X, wie es einem jugendlichen Eifer entspricht. Dort habe ich mehr als drei Jahre verbracht, aber die Zeit, die Hoffnung des Pontifikats des großen Benedikt XVI. wie auch die Formation des Institutes des Guten Hirten haben mich dazu gebracht, meine kanonisch irregulären Umstaände zu verlassen und mitglied des IBP zu werden. Ich wurde im Juni 2012 geweiht und nach drei Jahren des „aktiven“ Apostolates in unserer Persnalpfarrei in Bordeaux, beginnt nun dieses neue römische Abendteuer.
5) Don Giorgio, Sie haben am liturgischen Dienst der letzten internationalen Pilgerfahrt Summorum Pontificum teilgenommen, gerade auch bei der Messe in Santa Maria in Campitelli, die von S. Ex. Msgr. Guido Pozzo zelebriert wurde. Welchen Eindruck hatten Sie?
Don Giorgio Lenzi: Für mich ist es immer eine Freude, dem Herrn in sakralen Funktionen und der Liturgie zu dienen, aber noch mehr, da der Anlass eine Messe während der Pilgerfahrt Summorum Pontifium war. Ich hatte wirklich den Eindruck, dass die traditionelle Litrugie und alles was ihr angehört lebendig ist und geliebt wird! Die großen Menschenmenge und die Schönheit der Liturgie und der Musik zusammen mit den Zeremonien füllen immer unsere Herzen mit viel Trost in der Schwierigkeit des christlichen Lebens in der heutigen Zeit.

6) Don Matthieu, es kommt nicht alle Tage vor, dass ein traditioneller Priester an einer päpstlichen Universität lehrt. Können Sie und erzählen, wie sie im Angelicum aufgenommen wirden, sei es von Seiten der Preofessoren, wie auch der Studenten?

Don Matthieu Raffray:
Um die Wahrheit zu sagen, es war vor allem die Vorsehung, die in meiner Ernennung gewirkt hat, Philosophieprofessor am Angelicum zu werden. Nach der Verteidigung meiner These und dem Erhalt meines Doktorates an der Sorbonne, hat der Dekan der philosophischen Fakultät, ein Dominikaner, der mich bereits während meiner Studienzeit kannte, getroffen, um mir diese Stelle angeboten, ganz einfach, weil sie einen promovierten Professor suchten. Don Laguérie hat die Gelegenheit ergriffen, um unser Charisma in diesem intellektuellen Profil in die Tat umzusetzen und mich beauftragt, gute Priester in der Schule des hl. Thomas von Aquin heranzubilden: dies war es, die Verteidiung und die Verbreitung der Tradition (in diesem Falle intellektueller Natur), die ein Dienst für die Kirche darstellt!
Ich muss sagen, dass ich in der Universität sehr gut aufgenommen wurde, dem Sitz der hohen dominikanischen Theologie immer innerhalb der thomistischen Schule. Das beeindruckendste für mich, um die Wahrheit zu sagen, ist es, am Werk der Erneuerung teilzunehmen, das über den Kurs hinaus geht, die ich halte. An dieser Päpstlichen Universität findet man Seminaristen und Ordensleute jeder Herkunft, die oft in Positionen mit Verantwortung berufen werden, wenn sie in ihre Diözese oder Gemeinschaften zurückkehren. Wenn ich ihnen also – meinen Fähigkeiten gemäß – das weitervermitteln kann, was ich selbst erhalten habe, dann tue ich nichts anderes als das Werk der „Tradition“, vom lateinischen „tradere“, weitergeben.