Brief 55 veröffentlicht am 16 Februar 2015

An der Schwelle Finnlands: ein außerordentlicher Priester

Für die Kirche ist Finnland so etwas wie eine „terra incognita“, ein Randgebiet, das die Neuevangelisierung noch erreichen muss. Aus diesem Grund war die Weihe von Hw. Anders Hamberg am 7. Juni 2014 zum Priestertum schlechthin außerordentlich, denn sie war die erst siebte Weihe eines katholischen Priesters seit der Reformation! Noch außerordentlicher war, dass P. Hamberg am Folgetag (dem 8. Juni 2014) seine Primizmesse – in der St.-Henrik-Kathedrale – mit dem traditionellen Missale in der außerordentlichen Form des römischen Ritus zu feiern…
Diesen Montag bieten wir unseren Lesern einen Artikel, der die Ereignisse nacherzählt, gefolg von unseren Überlegungen.





I. EIN SELTENE UND BEDEUNTENDE WEIHE IN HELSINKI
Alberto Carosas Artikel im „Catholic World Report“ vom 23. Juni 2014

Unter den neueren Entwicklungen des Katholizismus in nordischen Ländern, war die Weihe von Diakon Anders Hamberg, am Samstag, dem 7. Juni, da er der erst 7. finnische Priester seit der Reformation ist. Die Weihe fand in der St.-Henrik-Kathedrale in Helsinki statt, auf Schwedisch – der Muttersprache von P. Hamberg – und Lateinisch und wurde vom Bischof von Helsinki, Msgr. Teemu Sippo SCI vollzogen. P. Hamberg wurde von Bishof Sippo am 28. September 2013 zum Diakon geweiht, auch damals in der St.-Henrik-Kathedrale.

Ich war mir dieser Enticklung in der katholische Kirche Finnlands bewußt, die sich sich der Eröffnung der ersten katholischen Kirche in Kuopio letzten Mai anschloss, in der Hauptstadt der Savo Region im Zentrum Finnlands. Mir war aber nicht bewußt, dass der Neupriester P. Hamberg seine erste Messe nach seiner Weihe am 8. Juni, Pfingstsonntag, im alten Ritus feiern würde, eine Missa Cantata dem Römischen Missale von 1962 gemäß. Dass die Zelebration in der Kathedrale in Helsinki stattfinden würde, mit Segen des Bischofs Sippo war gleichermaßen überraschend. Eine Messe in der außerordentlichen Form des römischen Ritus wird normalerweise einmal im Monat gefeiert, solange ein Priester zur Verfügung steht.

Man sollte sich ins Bewußtsein rufen, dass die Zelebration ein direktes Ergebnis des Motu Proprios Summorum Pontificum Papst em. Benediks XVI. ist, das im jahr 2007 die Feier des „alten Ritus“ verfügbar machte. Auch Papst Franziskus bezeichnete die traditionelle Liturgie als „Schatz der Kirche“. Auch die Entscheidung 2008 eine Personalpfarrei in Rom zu errichten, und damit der traditionsverbundenen Gemeinschaft in der Ewigen Stadt eine Pfarrkirche zur Verfügung zu stellen, ist gleichermaßen erfreulich. Die Kirche „Santissima Trinita dei Pellegrini“ („Heiligste Dreifaltigkeit der Pilger“) wird von der Petrusbruderschaft (FSSP) bedient. Sie befindet sich im alten Stadtzentrum auf der stadtinneren Tiberseite in einem Gebiet, das nahe dem antiken Stadtteil „Trastevere“ liegt und wurde ursprünglich vom hl. Phillip Neri inspiriert, gebaut und geleitet wurde, um Pilger in der heiligen Stadt zu empfangen.

Die besondere Mission war „Gläubige zu einem eifrig und überzeugt gelebtem Glauben zu inspirieren, durch Liturgie, Prozessionen und Devotionen“, wie es die Webseite der Kirche erklärt. Heute – unter der Leitung der FSSP – wird versucht, diese Praktiken wiederaufleben zu lassen, die entweder in Vergessenheit geraten waren oder vernachlässigt wurden, natürlich allem voran die alte lateinische Messe.

Die Weihe des 7. Juni und die anschließdende Feier der Primizmesse von P. Hamberg kann als Frucht dieser Mission gesehen werden. Vor einigen Jahren begegnete ich Anders Hamberg zum ersten Mal, als er noch als Seminarist in Rom studierte und an der Liturgie in der Nähe der Casa di Santa Brigida teilnahm, dem Haupthaus des Erlöserordens der hl. Birgitte. Aus diesem Anlass hat es mir die Sprache verschlagen von einem Seminaristen zu hören, der es gewohnt war, sonntags in der Kirche „Santissimo Trinita dei Pellegrini“ zu praktizieren, wie ich. Wir waren uns davor nie begegnet, aus dem einfachen Grund, dass wir zu zwei verschiedenen Messzeiten gingen.

P. Hambergs Muttersprache ist Schwedisch, was bedeutet, dass er die geistigen Nöte von beiden Sprachgruppen, den Finnen und den Schweden bedienen kann. Es scheint, dass er sich in Helsinki um beide Gruppen sorgen wird, in der Pastoralarbeit wie in der Liturgie.

Gleichzeitig wurde er mit der Aufgabe betraut, die traditionelle Sommerpilgerfahrt nach Köyliö zu organisieren. Köliyö ist eine kleine Insel im Südwesten Finnlands und der Ort, wo der Tradition gemäß, der hl. Heinrich, der Patron der Kathdrale Helsinkis und ganz Finnlands Mitte des 12. Jahrhunderts das Martyrium eritt.


II. DIE KOMMENTARE VON PAIX LITURGIQUE

1) Finnland zählt unter 1000 Menschen 2 Katholiken (10.000 von 5 Millionen). Das zeigt, dass es ein Land der Evangelisierung ist, und was es bedeutet, eine Weihe wie P. Hambergs für eine solche Mikrogemeinschaft feiern zu können. Für den Neupriester ist die Wahl der Primizmesse in der außerordentlichen Form ein weiterer Beweiß der Universalität des liturgischen, lehramtlichen und geistlichen Schatzes, den Benedikt XVI. in greifbare Nähe von jedem Priester und jedem Gläubigen gebracht hat.

2) Der traditionelle Ritus ist ewiglich jung und bringt Berufungen hervor: P. Hambergs Wahl, seine erste Messe im traditionellen Ritus zu feiern, zeigt auf, dass Kard. Cañizares Recht hatte, als er sagte: „Das Motu Proprio…hat ein Zeichen gesetzt , das viele überrascht hat und das wahrlich als ‚Zeichen der Zeit‘ gelten kann: das Interesse, das die außerordentliche Form des römischen Ritus unter der Jugend ausgelöst hat, die sonst nichts anderes kannten als die ordentliche Form. Dieses Interesse zeigt sich in ihrem Verlangen nach ‚Ausrucksmöglichkeiten‘, die sich außerhalb des ordentlichen befinden und ihnen neue Horizonte eröffnen – Horizonte, die viele Pfarrer vielleicht ganz aus den Augen verloren hatten. Den liturgischen Schatz der Kirche allen Gläubigen zu eröffnen, machte es denjenigen, die diese Form nicht kannten, möglich, den Reichtum dieses Erbes zu entdecken, und die liturgische Form erlaubt es Ordensleuten auf der ganzen Welt, ihr Leben im Dienst der Evangelisierung hinzugeben.“ (*)

3) P. Hamberg, der an der Pilgerfahr 2014 des „Populus Summorum Pontificum“ nach Rom teilnahm, erklärte uns, dass er seine Zeit zwischen der „Turku“-Pfarrei (150 Kilometer von Helsinki) und Helsinki selber aufteile, wo er sich um die Messe auf Schwedisch, sowie die monatliche Messe in der außerordentlichen Form kümmere. Die kleine Gruppe der Priester und die großen Distanzen machen es schwierig allen Gläubigen die pastorale Aufmerksmakeit entgegenzubringen, die sie verdienen würden. Trotzdem nehmen regelmäßig über 50 Menschen an der traditionellen Messe in Helsinki teil. Dank der Petrusbruderschaft kommen Priester aus Polen, damit eine Messe jeden Sonntag stattfinden kann. Zum harten Kern der Gläubigen Familien und Jugendlichen gesellen sich oft weitere Messgänger von außerhalb, sie werden von der Liturgie angezogen, die andächtiger ist, als die ihnen bekannte übliche Sonntagsmesse; nicht zu vergessen auch von der Musik.

4) Im lutherischen Kirche gibt es so etwas, wie eine „hochkirchliche“ Einstellung. Man ist sich der Würde und der Feierlichkeit der Liturgie wie auch der Strenge des Lehramtes bewußt. Innerhalb der schwedischen lutherischen Kirche – die als Mutter der finnischen Kirche gilt – kann in den letzten Jahren ein stetiger Zufluss von Konversionen zum Katholizissmus verzeichnet werden, darunter auch bekannte Personen (erst vor kurzem Ulf Ekman, zu seiner Geschichte hier). Während es eine allgemein anerkannte Lage ist, dass die lutherische Kirche in politischen und moralischen Dingen sich dem Zeitgeist unterwirft (seit 2009 ist der Bischof von Stockholm eine Frau, die in einer lesbischen Beziehung lebt), könnte das Wiederaufleben der traditionellen Liturgie der Katholischen Kirche (die für klare Lehre und richtige Moral steht), auch als Magnet fungieren. In diesem Sinne scheint P. Hambergs Berufung ein Dienst eines wahren „Ökumenismus“ sein.

(*) In dem Vorwort eines spanischen Buchen über die Prinzipien, die die Anwendung des Motu Proprio Summorum Pontifikum regeln