Brief 61 veröffentlicht am 15 September 2015

Choralschola „Saint Cécile“: „Wir singen von Gott allein und für Gott allein, in der traditionellen Liturgie“

In einem exklusivem Interview mit „New Liturgical Movement“ und „Paix Liturgique“ im letzten Juli, stellte Henri Adam de Villiers, Leiter der Choralschola Saint Cécile, das reiche musikalische Programm der Schola vor, das sie während der kommenden internationalen Pilgerfahrt „Summorum Pontificum“ nach Rom vom 22.-25. Oktober 2015 aufführen werden. Die Choralschola Sainte Cécile ist ein Chor aus Mitgliedern der Sainte-Eugène Pfarrei in Paris, wo die traditionelle Liturgie neben der modernen Liturgie seit 1985 Teil des Pfarrlebens ist.


Chorleiter Henri Adam de Villiers

1) Guten Tag, Henri! Zum zweiten Mal seit 2013 kommt die „Schola Sainte Cécile“ nach Rom während der Pilgerfahrt Summorum Pontificum. Erklären Sie bitte diese Loyalität!

Henri Adam de Villiers: Es ist gleichzeitig eine Ehre und eine große Freude für uns, nach Rom zu kommen, um an der Pilgerfahrt Summorum Pontificum teilzunehmen. Es ist eine Ehre, denn zur internationalen Pilgerfahrt versammeln sich Gläubige aus allen vier Himmelsrichtungen, die zusammenkommen, um Gott am Stuhl des heiligen Petrus zu danken. Mit der Teilnahme an dieser Pilgerfahrt kommen die Gläubigen, um zu zeigen, wie die traditionelle Liturgie Teil ihrer Bekehrung und ihres täglichen christlichen Lebens ist. Das bedeutet, dass wir unser Bestes geben werden, um die Offizien und die Messe noch schöner und herrlicher und „außerordentlicher“ zu machen, als den Rest unseres alltäglichen Lebens!

Es ist auch eine große Freude und ehrlichgestanden sehr bewegend, ganz nahe an den wichtigsten Plätzen unseres katholischen Glaubens zu singen. Letztes Mal vor zwei Jahren war ich im Petersdom den Tränen nahe: so stark hat mich das Geschehen mitgenommen, in einer heiligen Messe über dem Petrusgrab zu singen.

2) Würden Sie uns das Programm verraten, das Sie für die Pilgerfahrt geplant haben?

Henri Adam de Villiers: Gregorianischer Choral wird den ersten Platz innehaben, dann werden wir auch jede einzelne Messe mitsingen, wie es gewöhnlich der Fall ist.

Die Polyphonie dieses Jahr ist ein wenig außergewöhnlich. Wir wollen die Balkone in verschiedenen römischen Kirchen nutzen, um Stücke in Mehrchörigkeit vorzusingen (wie wir es vor zwei Jahren getan haben), mit einer Technik, die „cori spezzati“ heißt, also: „verteilter Chor“, wobei die Choristen ihre Plätze auf verschiedenen Balkonen oder Tribünen einnehmen und sich gegenseitig antworten, auf ziemlich dynamische Weise. So wird ein Rundumklang erzeugt. Der Gebrauch der „cori spezzati“ kam in Rom von der Renaissance bis zum Ende des 18. Jahrhunderts zum Einsatz.

So werden wir die Vesper und den Segen in der „Trinità dei Pellegrini“ singen, mit drei Chören, am 2. Oktober.

Aber besonders während des Pontifikalamtes am Freitag, dem 23. Oktober werden wir diese Mehrchörigkeit zum Einsatz bringen, und die außergewöhnliche Akustik der Tribünen in der Kirche „Santa Maria in Campitelli“ ausnutzen. Dort werden wir Antoine Charpentier’s Messe für vier Chöre singen (H.4), eines seiner Meisterwerke. Es wird selten aufgeführt, da es sehr schwierig ist: 16 stimmig mit instrumentaler Begleitung! Es gibt einige Hinweise darauf, dass Charpentier die Messe komponiert hat, während er in Rom war, für „römische Matrosen“ (!). Ohne Frage hat er die Mehrchörigkeit in der ewigen Stadt entdeckt: seine Handschriften beinhalten eine Kopie einer Messe für vier Chöre von einem römischen Komponisten, Franscesco Beretta, der der Kantor des Vatikans war und den Charpentier während seines Aufenthaltes getroffen hatte.

Zusätzlich zu der vier-chörigen Messe von Charpentier werden wir drei zwei-chörige Motetten singen:
*Beati estis, mit dem Text der achten Seligpreisung von Peter Philips, einem englischen Priester der im 17. Jahrhundert nach Rom ins Exil geschickt wurde, weil er dem katholischen Glauben treu war (er war der Kantor des englischen Kollegs in Rom)
*Vox Domini von Eustache du Caurroy, Chormeister des französischen Königs Henry IV (1589-1610) und leidenschaftlicher Förderer der mehrchörigen Polyphonie in Frankreich
*Omnes gentes plaudite manibus von Guillaume Bouygnac (dies wird wohl das erste Mal seit dem 17. Jahrhunderts sein, dass dieses Stück für acht Stimmen aufgeführt werden wird).

Die Akustik im Petersdom, wo wir die Freude haben werden, die Messe des hl. Raphael am 24. Oktober zu singen, wird sicherlich eine Herausforderung. Trotzdem werden wir Angeli Archangeli singen, eine großartige zweichörige Motette von Jean Veillor, Kantor von Ludwig XIV. und das reizende Pange Lingua von Michel-Richard de Lalande, einem anderen von Ludwig XIV. königlichen Kantoren. Dieses Jahr werden wir von zwei Barockposaunen begleitet, einem Vorgänger der Posaune.

3) Ihr Chor besteht aus Laien, der aber mit professionellen Chören mithalten kann. Was ist das Geheimnis Ihrer Harmonie?

Henri Adam de Villiers: Nun, da gibt es eigentlich kein Geheimnis. Wir singen von Gott allein und für Gott allein, in der traditionellen Liturgie. Die Liturgie ist eine Herausforderung. Man kann nicht einfach irgendetwas tun, und das persönliche Empfinden muss zurückstehen, denn man muss vor allem der jahrhundertalte Tradition der Sakralmusik folgen. Die traditionelle Liturgie hat ihre eigenen Ansprüche, das bedeutet auch, dass es eine wirkliche Schule und einen Maßstab gibt, der uns hochzieht und der uns dazu bringt, das Beste zu geben. Darum hat die Liturgie in ihrer Geschichte so viele künstlerische Wunder hervorgebracht, nicht nur musikalisch, sondern auch in den anderen Künsten, vor allem der Architektur. Rom ist natürlich besonders durch diese Wunder gezeichnet. Ich glaube, dass unsere Choristen – die alle einfache Pfarrmitglieder sind – in diesem Aspekt sehr sensibel sind: ihr großzügiges persönliches Engagement ist eine enthusiastische Antwort auf unser Ziel, die natürliche Schönheit der traditionellen Liturgie erstrahlen zu lassen. Gott ist das höchste Gut, und die höchste Schönheit – die Liturgie ist ein Vorgeschmack seiner Herrlichkeit, eine Epiphanie, Himmel auf Erden. Mittelmäßigkeit kann hier nicht erlaubt sein!

Meine Arbeit als Kantor der Schola Saint Cécile bedeutet vor allem selber zu lernen, woraus die traditionelle Sakralmusik des Westens besteht, die selber nur durch ein gutes Wissen der liturgischen und musikalischen Tradition des christlichen Ostens verstanden werden kann. Wir haben die Freude, Arbeiten aus dem breiten Repertoire der westlichen Sakralmusik aufzuführen, am genau dem Ort, für den sie bestimmt war, wobei sie normalerweise nur in Konzerten gewürdigt wird. Wenn sie aber ihrem eigentlichen Sinn dienen, Gott zu verherrlichen, dass nehmen sie vollkommene Gestalt an, anstelle einer tragischen Amputation, im Falle der Aufführung außerhalb der Liturgie. Wir bringen hervorragende vergessene Stücke wieder zum Vorschein, die normalerweise in den großen Regalen von Bibliotheken verstauben und wir führen regelmäßig originelle liturgische Projekte auf, wie den mozarabischen Ritus von Toledo zu singen, oder den ambrosianischen Ritus in Mailand. Das kann unsere Choristen nur motivieren!

Zuletzt glaube ich, dass zusammen Musizieren auch zusammen Wachsen bedeutet. Für den Herrn zu singen gibt dem Ganzen eine besondere Dimension, eine Dimension der geistlichen Einheit: wir teilen vielmehr miteinander als nur Musiknoten.

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