Brief 57 veröffentlicht am 15 April 2015

Gabon: Evangelisierung durch liturgische Tradition

„Die Kirche evangelisiert und evangelisiert sich selber mit der Schönheit der Liturgie […]“, Papst Franziskus, Evangelii Gaudium, N. 24.

Die Bilder sprechen für sich: In Afrika muss Religion nicht nur eine Trennwand zwischen Gemeinschaften sein. In Libreville wird die Kirche „Unsere Liebe Frau von Lourdes“ gebaut, zur Feier der traditionellen Liturgie, zum Stolz und zur Freude der Ortsansässigen aller Religionen.



I – Die Presse von Gabun heißt das Bauprojekt willkommen



„Unsere Liebe Frau von Lourdes: ein leuchtendes Antlitz“

„Gabon Tribune“ Webseite, 26. Januar 2015

Nun da die Fassade der Kirche an der STFO Kreuzung in Libreville – dank der großzügigen Spende des Staatsoberhauptes Präsident Ali Bongo Ondimba – fertiggestellt wurde, kann die katholische Kirche eines der schönes Bauwerke für die Anbetung Gottes ihr eigen nennen.

Die offiziellen Enthüllung der Fassade heiß erwartend, drückten die Amtsträger der katholischen Kirche, allen voran Erzbischof Basile Mvè Engone, ihre Zufriedenheit mit dem täglichen Fortschritt der Kirche aus, die 2008 zum Status einer Pfarrei erhoben wurde. Die Enthüllung des Projektes ist für August 2015 geplant.

Die Fertigstellung der Fassade wurde durch die persönliche Beteiligung vom Staatsoberhaupt Ali Bongo Ondimba, Präsident der Republik von Gabun, möglich gemacht. Durch diese Geste wünschte er seine Dankbarkeit auszudrücken, nicht nur für die katholische Kirche mit ihren tausenden von Gläubigen im Land, sondern auch die ganze christliche Gemeinde von Gabun als solche.

Es ist zu beachten, dass die Fassade besonders schön gestaltet ist, dank der klassischen römischen Architektur und der Materialen, die von Künstlern in Portugal handgefertigt wurden: den „azulejos“. P. Willwebers Design verbindet bekannte christliche Motive miteinander: das Hauptbild zeigt die drei Weisen aus dem Morgenland, die das Christuskind anbeten; sie werden umgeben von den Patronen des Institutes und den Erzengeln Raphael und Michael, die über dem Eingang der Kirche Wache halten. Die Enthüllung dieser Struktur wurde von den Christen in Gabun und den zahlreichen auswärtigen Delegaten heiß erwartet, die dieses Ereignis als einen Ausdruck des Bündnisses zwischen allen Katholiken Afrikas verstehen.



II – Die Überlegungen von Paix Liturgique

1) Das Institut Christus König und Hohepriester (ICKSP) wurde von französischen Priestern gegründet, die in Genua, Italien ausgebildet wurden. Die Ursprünge gehen aber auf Afrika zurück: Bischof Obamba von Mouila, Gabun, ließ das Institut kanonisch 1990 anerkennen. Es wurde kurz danach in der Diözese Florenz aufgenommen. Die Verbindung des ICKSP mit Gabun waren daher schon bewährt, als der Erzbischof von Libreville entschied, die Pfarrei „Unsere Liebe Frau von Lourdes“ 2008 zu errichten, und sie dem Institut anzuvertrauen, die die Liturgie mit den Missalen von 1962 zelebriert, wie es das Motu Proprio Summorum Pontificum vorsieht. Bereits 2009 hatte die Pfarrei großen Erfolg und das Institut begann das Projekt des Kirchenbaus, das den Anforderungen der wachsenden Gemeinde entsprechen sollte. Man beachte, dass es sich hierbei nicht um eine „Personalpfarrei“ handelt, die der außerordentlichen Form gewidmet ist. Es ist eine ordentliche territoriale Pfarrei, die der außerordentlichen Form gewidmet ist, wie es eine Handvoll auch in Europa gibt, deren Pfarrer nach dem Konzil die traditionelle Messe beibehalten hatten.

2) Während die wenigen in Europa neu gebauten Kirchen aussehen wie Supermärkte oder Sportzentren, entschied sich das ICKSP dazu, in Gabun keine „andächtige Schiffswerft“ zu bauen, der es an Schönheit oder Geschmack fehlt, sondern eine wirkliche Kirche, die der feierlichen Liturgie würdig ist, die wir feiern“, erklärte Msgr. Schmitz, Generalvikar des Institutes der französischen Monatszeitung „Le Nef“ (März 2014). Die Designer haben den Stil der portugiesischen Andachtshäuser nachgebildet, deren Fassaden mit „azulejos“ verziert sind (blaue [azul] Tonfliesen). Ein Vorbild der Kapelle „Unserer Liebe Frau von Lourdes“ könnte die bekannte „Seelen-Kapelle“ in Oporto gewesen sein, deren azulejos aus dem 20. Jahrhundert die portugiesischen azulejos aus dem 17. Jahrhundert kopieren. Diese Wahl stieß auf einstimmige Zustimmung und nicht auf Abweisung der Bevölkerung: so viele Artikel wurden über die Fassade veröffentlicht, die sie als „außergewöhnlich“ schön bezeichnen und die Pressemitteilung des Präsidentschaftsbüros spricht sogar von einem: „architektonischen Meisterwerk“. Dieses Gebäude hat den Stolz der Gabuner erweckt: „Viele der Gläubigen aus den Nachbargebieten und der ganzen Stadt freuen sich über die Schönheit der lateinischen Liturgie und des gregorianischen Chorals“, besagt das gleiche Kommuniqué.

3) 50 Jahre nach dem „Frühling“ zeigt dieses Projekt in Libreville ein Beispiel der Inkulturation. Die Freude der Bevölkerung erinnert die katholischen Afrikaner an die grandiose Basilika „Unserer Lieben Frau des Friedens“ in Yamoussoukro an der Elfenbeinküste, die Präsident Félix Houphouët-Boigny dem Petersdom nachempfunden in Auftrag gegeben hat. Diese Wahl der Schönheit, selbst die Wahl einer Kunstepoche, zusammen mit einem traditionellen Stil, dient der Evangelisierung der Ärmsten der Armen, der ganzen Nachbarschaft, denn „Unsere Liebe Frau von Lourdes“ befindet sich nicht in einer der reichsten Gegenden von Libreville, ganz im Gegenteil. Jedenfalls wird die lateinische Liturgie mit gregorianischem Choral in der Kirche einstimmig angenommen – was diejenigen zum Nachdenken anregen sollte, die mit ihren Pastoralprogrammen in den 70er Jahren steckengeblieben sind.

4) Schließlich ist die Fertigstellung der Kirchenfassade von Libreville ein Zeichen des Friedens in einer besonders schwierigen Lage der Geschichte. Ein muslimischer afrikanischer Präsident finanziert öffentlich eine katholische Kirche ist besonders bedeutungsvoll während tausende von Christen im Namen des Islam massakriert werden. Des Weiteren ist es eine Lehre unser enges Verständnis von „Trennung von Staat und Kirche“ neu zu überdenken. Gerade wenn der Präsident erklärt, dass die Geste „nicht nur ein Zeichen der Dankbarkeit ist, gegenüber der jungen Gemeinde, die in unserem Land seit 25 Jahren tätig ist, sondern vielmehr ein weitreichendes Zeichen der Dankbarkeit für die katholische Kirche in Gabun“ (Präsidentielle Verlautbarung vom 20. Januar). Die traditionelle katholische Liturgie als Gelegenheit für einen multikulturellen, interethnischen und interreligiösen Dialog? Warum nicht?