Brief 52 veröffentlicht am 13 November 2014

#sumpont2014: Eine Pilgerfahrt erzählt

Daniele Nigro ist ein junger italienischer Schriftsteller. Er hat ein Buch über die Liturgie nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil mit dem Titel: „Die Rechte Gottes“ veröffentlicht, Kardinal Burke verfasste dafür ein Vorwort. Bei der dritten Pilgerfahrt des „Coetus Summorum Pontificum“ hat er als Ministrant mitgewirkt und erzählt heute unseren Lesern von der Nachrichtenseite „Libertà e Persona“ – Freiheit und Person, online.

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Auch dieses Jahr fand vom 23. bis 26. Oktober zum dritten Mal die Wallfahrt des Volkes „Summorum Pontificum“ statt, die sich das Apostelgrab des hl. Petrus zum Ziel machte.
Wie bereits Tradition geworden, eröffnete eine feierliche Vesper unter Vorsitz von S. Ex. Msgr. Guido Pozzo, Sekretär der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei in der Personalpfarrei SS. Trinità dei Pellegrini die Wallfahrt. Nach einemGrußwort des Bischofs, das in verschiedenen Sprachen vorgelesen wurde und der Verlesung des Erlasses für die Gewährung einesvollkommenen Ablasses für alle Teilnehmer der Wallfahrt, unter gegebenen Bedingungen, begann der feierliche Ritus. Die Gläubigen haben sich mit dem Chor der Seminaristen des „Institutes des Guten Hirten“ im Psalmgesang abgewechselt, und ein Spektakel geschaffen, das eine Besonderheit im Pfarralltag geschaffen hat, in dem man nicht mehr gewohnt ist, gemeinsam das Stundengebet zu entrichten. Der erste Tag schloss mit einem Moment des freudigen Beisammenseins in den Räumen der Pfarrei.



Am Folgemorgen haben sich die Pilger in der Basilika Sant’Agostino eingefunden, in der Nähe des Pantheons, um vor der „Madonna del Parto“ – eines in Rom beliebtes Marienbildnisses – den Rosenkranz für werdende Mütter zu beten. Gesungen haben die Schwestern der Immacolata-Franziskanerinnen. Ganz besonders haben sie der Mutter Gottes alle schwierigen Situationen und alles Leiden von christlichen Familien anvertraut, die in der heutigen Zeit leiden müssen. Am Nachmittag haben mehr als hundert Personen den Herrn auf seinem Leidensweg begleitet, in Begleitung des hl. Leonardo da Porto Maurizio auf dem Palatin Hügel, wo ein Via Crucis gebetet wurde. Am Schluss wurde eine Reliquie des heiligen Kreuzes in der Kirche des hl. Bonaventura verehrt.

Der gefüllte Tag schloss mit einer heiligen Messe in der Kirche SS.ma. Trinità dei Pellegrini zum Anlass des 10. Gründungsjahres der Jugendbewegung „Juventutem“. Das Programm sah eine Pontifikalamt mit George Kardinal Pell, Präfekt des Vatikan-Wirtschaftssekretariats vor, der seit jeher der Jugendbewegung nahe war. Leider erkrankte der Kardinal und sandte stattdessen seinen persönlichen Sekretär, P. Mark Withoos, der ein feierliches Hochamt zelebrierte. Zahllose Gläubige waren anwesend, viele fanden bereits keinen Sitzplatz mehr und haben die ganze Messe im Stehen teilgenommen, viele Priester füllten den Chor und P. Mark verlass die Predigt, die Kard. Pell vorbereitete und sich auf die Gestalt des Papstes konzentrierte und somit auf den Geist der Wallfahrt „ad Petri sedem“ einging, die „cum Petro et sub Petro“ stattfand. Abschließend forderte er in seiner Predigt auf, viel für den regierenden Papst zu beten, damit er würdig das ihm vom Herrn anvertraute Amt wahrnehmen könne, und schloss mit einem alten und berühmten Gebet an den Spender alles Guten: „non tradat eum in animam inimicorum eius.“

Die Teilnahme am heiligen Ritus fand in einer Atmosphäre der tiefen Stille und Gebets statt, die nur von den Gesängen des Chors unterbrochen wurde, die das Ordinarium (Missa de Angelis) sangen. Die Messe kulminierte in einem einstimmigen Donnern des Salve Regina, der die Herzen der Anwesenden und die Wände der Kirche erzittern ließ. Viele Jugendliche nahmen an der Zelebration teil, viele von ihnen kamen aus anderen Ländern nach Rom, um der Wallfahrt beizuwohnen.

Der Samstag war ohne Zweifel der Höhepunkt der ganzen Wallfahrt. Morgens schon versammelten sich Schaaren von Pilgern in der Basilika San Lorenzo in Damaso für eucharistische Anbetung, die musikalisch vom Chor der „Basilique Notre-Dame“ aus Freiburg (Schweiz) untermalt wurde. Nach dem eucharistischen Segen haben sich Hirten und Schafe gemeinsam auf den Weg gemacht – um einen modischen Ausdruck zu gebrauchen – und sich ihren Weg durch die Straßen Roms zum Petersdom gebahnt, hinter einem großen Bildnis des gekreuzigten Christus das „Vexilla Regis“ singend. Die lange Prozession durchquerte die Straßen des historischen Zentrums der Hauptstadt des Christentums, Litaneien und Hymnen singend. Die Engelsbrücke wurde überquert und über die Via Conciliazione wurde der Petersplatz erreicht, um schließlich zur Päpstlichen Basilika zu gelangen, wo sich weitere Pilger dem Zuge anschlossen oder sich bekreuzigten oder ihre Handys zückten, um den beeindruckenden Menschenzug für die Nachwelt festzuhalten.

(Foto Chris Owens)

Um 12.00 Uhr versammelten sich die Priester und Gläubigen am Kathedra-Altar: und so begann das Pontifikalamt, zelebriert von S. Em. Raymond Kardinal Burke, Präfekt des Hohen Gerichtshofes der Apostolischen Signatur. 1500 Gläubige und 250 Priester und Ordensleute waren anwesenend, William Kardinal Levada, emeritierter Präfekt der Glaubenskongregation war unter ihnen. Kardinal Burke zelebrierte eine Votivmesse der Heiligen Muttergottes und betonte in seiner Predigt, dass die Jungfrau Maria ein Vorbild für alle Pilger auf Erden ist. Er lud dazu ein, Hoffnungen, Gefühle und Leiden durch das unbefleckte Herz Mariens dem heiligsten Herz Jesu anzuvertrauen. Die Pilgermenge, die aus vielen Familien mit Kindern, Jugendlichen – Männer und Frauen aller Alter – bestand, nahm mit viel Sammlung an Gebet und Gesang teil. Der liturgische Dienst wurde von der Priesterbruderschaft Sankt Petrus gemeinsam mit dem Institut Christus König und Hohepriester und Jugendlichen aus der Pfarrei der Ss. Trinità übernommen. Die musikalische Seite der Liturgie übernahm ein Chor aus zwanzig Seminaristen des nordamerikanischen Kollegs, unter Leitung von Leon Griesbach, mit Garret Ahlers an der Orgel.

Msgr. Pozzo hat vor der Predigt im Auftrag die Botschaft des Kardinalstaatssekretärs seiner Heiligkeit Pietro Parolin im Namen Papst Franziskus verlesen, und eine Botschaft des emeritierten Papstes Benedikt XVI. in der Ratzinger sich „froh über die Anwendung des Usus antiquus“ ausdrückte, „der nun in vollem Frieden in der Kirche seinen Platz hat, gerade bei den Jugendlichen und von großen Kardinälen zelebriert wird.“ Er gab seiner geistigen Nähe Ausdruck.

Nach der Messe, beim Auszug aus der Basilika, wurde Burke herzlichst mit einem spontanen Applaus in Empfang genommen und von Jugendlichen und Familien umringt, um ihn zu begrüßen und ihm ihre Nähe zu bekunden. Er hat viele persönlich angesprochen und alle mit Zuneigung gesegnet, die Kinder liebkost und einige Worte an die Pilger gerichtet. Nur mit einiger Anstrengung konnte er seinen Weg fortzusetzen, begleitet von seinem Sekretär.

Die Wallfahrt ging am Sonntag, dem 26. Zu Ende, dem Hochfest Christkönig. Gleich zwei besondere Ereignisse standen den Pilgern zur Auswahl: eine feierliche Messe vom Prior der Benediktiner in Nursia, P. Cassian Folsom OSB in der Basilika des hl. Benedikt und ein Pontifikalamt mit S. Ex. Msgr. François Bacqué, Apostolischem Nuntius, in der Pfarrei der Ss. Trinità die Pellegrini.

Die Pilger, die sich für Nursia entschieden hatten, bekamen einen Geschmack der monastischen Spiritualität mit einer nüchternen Zelebration der Messe, die mit der mystischen Macht des gregorianischen Chorals, der die Gemüter zu Gott erhob und durften zusätzlich eine Predigt S. Em. Walter Kardinal Brandmüllers zuhören, die die Wirkliche Bedeutung Christi Königtum und seines Reiches thematisierte. Die Worte der Präfation: „Königreich der Wahrheit und des Lebens; Königreich der Heiligkeit und der Gnade; Königreich der Gerechtigkeit, der Liebe und des Friedens.“

Es gab zahllose Eindrücke und Emotionen dieser Tage der Gnaden, der Sammlung und der Brüderlichkeit, aber ich denke, dass eindrücklichste Bild war von einem kleinen blonden Messdiener in rotem Talar, der, mit einem kühnen und wagemutigen Blick voller Freude in den majestätischen Petersdom einzog, eine Prozession von Klerikern anführend. Dieses Bild bringt einem Jesu Worte zurück in den Sinn, die er an seine Apostel richtete: „Wenn ihr nicht umkehrt und werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht ins Himmelreich kommen. Wer nun sich selbst erniedrigt und wird wie dies Kind, der ist der Größte im Himmelreich.“ (Mt 18, 3-4) Es erinnert gleichzeitig an die Zärtlichkeit gegenüber dem großen Mysterium, das in der Liturgie gegenwärtig wird: das Staunen vor dem Allmächtigen, der durch seine unvollkommenen Kreaturen wirkt, die Transsubstantiation, die Reinheit, die eine Einheit mit dem makellosen Lamm ermöglicht, die Demut, die man benötigt, um zur Wahrheit durchzustoßen. Jetzt, und gerade jetzt, sollen wir fähig sein, mit der Macht und der Gnade Gottes zu wirken, die allein die Kraft gibt, die Leiden und Hindernisse des täglichen Lebens zu bewältigen und auf geradem Weg zu bleiben. So wird man dem Heilbringen in der himmlischen Liturgie Loblieder singen.

(1) Der emeritierte Papst Benedikt XVI. richtet sich an den Generaldelegaten des Cœtus Internationalis Summorum Pontificum (CISP) Giuseppe Cappoccia.
Verehrter Herr Generaldelegat,
endlich finde ich die Zeit Ihnen für Ihr Schreiben vom vergangenen 21. August zu danken. Ich bin sehr glücklich darüber, daß der Usus antiquus jetzt im vollen Frieden der Kirche lebt, auch unter den Jungen, unterstützt und zelebriert von großen Kardinälen.
Geistlich werde ich bei Ihnen sein. Mein Status eines „Klausurmönchs“ erlaubt mir nicht eine äußere Teilnahme. Ich verlasse meine Klausur nur in besonderen Fällen, vom Papst persönlich eingeladen.
Verbunden im Gebet und Freundschaft
Im Herrn Ihr
Benedikt XVI.

(Übersetzung Giuseppe Nardi)