Brief 49 veröffentlicht am 11 September 2014

IN MEXIKO ERLEBEN 300 SEMINARISTEN DIE AUßERORDENTLICHE FORM DER MESSE

Warum nicht in Europa?

Guadalajara ist der Sitz einer der größten Erzdiözesen Mexikos. In dieser tief in katholischer Tradition verwurzelten Diözese finden 2000 Priester ihre Heimat. Dazu kommt das größte Seminar der Welt, das 1696 gegründet wurde, und das 600 Seminaristen ausbildet. Dies bedeutet, dass das Seminar alleine halb so viele Seminaristen hat, wie alle Seminare in Spanien und fast genauso viele wie alle Seminare in Frankreich kombiniert…

Am 2. Juni 2014, zum ersten Mal seit der Liturgiereform, bestieg ein Priester den Altar des Herrn in der Josefs-Kapelle des Seminars in Guadalajara, um die Messe dem Missale von Johannes XXIII. gemäß zu zelebrieren. Es handelte sich um Pater Jonathan Romanoski, ein Mitglied der Priesterbruderschaft St. Petrus, der in Guadalajara stationiert ist, 300 Seminarstudenten wohnten der Messe bei. Man sollte daran denken, dass die Diözese von Guadalajara bereits vor der Veröffentlichung des Motu Proprio Summorum Pontificum der alten Messe Raum geschaffen hat, sodass die beiden liturgischen Formen ohne Reibung seither parallel existieren.

Pater Romanoski gebürtig aus Pennsylvania, wurde von Kardinal Castrillón Hoyos 2008 geweiht und hat bereits Einführungs-Workshops für die außerordentliche Form im Seminar angeboten. Diese Workshops hatten mageren Erfolg, aber an der Messe des 2. Juni nahmen die Hälfte der Seminaristen teil, die musikalische Gestaltung wurde von der Seminars-Schola selbst verwirklicht.

P. Romanoski konnte einen kurzen Abriss der Haupteigenschaften der außerordentlichen Form des römischen Ritus geben, bevor er die Messe zelebrierte, die auf Anfrage der Seminaristen organisiert wurde. Mit Sicherheit ist der 2. Juni 2014 einen Meilenstein für zukünftige Priester, denn diese Messe wurde in einem „normalen“ Umfeld – dem Seminar – zelebriert, damit sie die Schönheit und den Reichtum der traditionellen Liturgie erfahren können.

In seinem Bericht des Ereignisses, wies der spanische Kolumnist Fernández de La Cigoña – der einen bekannten spanischen Blog betreibt – darauf hin, dass die Messe in Guadalajara die Messe der Cristeros war: „Sie kannten keine andere Messe. Von dieser Messe empfingen sie die Gnade katholisch zu sein. Aber nicht Katholiken wie wir. Sie waren Helden, Märtyrer, Heilige.“




(Foto Una Voce Mexico)


DIE KOMMENTARE VON PAIX LITURGIQUE


1) Deo gratias! Obwohl die Früchte der Messe des 2. Juni noch nicht geerntet wurden, ist die Zelebration dieser Messe selbst eine wunderbare Ernte des Motu Proprio von Benedikt XVI. Wer hätte sich in den Tagen vor dem großen Barmherzigkeitszeichen des Papstes, in denen es so viel Widerstand von Seiten der Bischöfe gab, ausmalen können, dass in einigen Jahren die Tore eines der größten Seminare der Welt der traditionellen Liturgie geöffnet werden würden?


2) „Das Experiment der Tradition“: es hat eine Weile gedauert, bis die besorgte Mahnung Erzbischof Lefebvres von Rom gehört wurde, aber seit 2007 haben ganze Bereiche der Kirche die Möglichkeit – um nicht zu sagen die Freiheit – diese Messform zu zelebrieren. Jedenfalls war es genau das, was die zukünftigen Priester der Diözese Guadalajara am 2. Juni 2014 erfahren haben. Die Seminaristen stellten die Anfrage, und die Seminars-Leitung bewilligte und stellte einen qualifizierten Priester zur Verfügung. Dies ist die Normalität, die wir alle erwarten, die Normalität, von der Kardinal Cañizares, Präfekt für den Gotteskult, regelmäßig spricht.


3) In Europa hat es bisher kaum ein Seminar geschafft, das Experiment der Tradition durchzuführen selbst dort, wo die Berufungszahlen seit 40 Jahren drastisch fallen. Es gibt dennoch Bischöfe, die einen der „Summorum Pontificum“-Priester, der beide liturgischen Formen zelebriert, zur Verfügung haben wollten, aber sie scheinen unfähig zu sein, in ihren Seminaren eine Ausbildung in beiden Formen anzubieten. Diese bischöfliche Zaghaftigkeit kann oft durch den Widerstand der Seminarsfakultäten und des Diözesanklerus erklärt werden, die einen sogenannten „Traditionalismus“ in ihrer Diözese zurückweisen wollen. Wir gehen jede Wette ein, dass, solange diese ideologische Absage an die Tradition in Seminaren existiert – ganz anders als in Seminaren Amerikas, wie die Guadalajara-Messe beweist –,die Eintrittszahlen so wie auch die Priesterweihen niedrig bleiben werden.


4) Exzellenzen, Bischöfe Europas, ist es nicht die Zeit, die Tore Ihrer Seminare zu öffnen, und Platz zu machen für Priesteramtskandidaten, die wünschen, BEIDE Formen, die ordentliche und die außerordentliche, zu zelebrieren, damit die gegenseitige Befruchtung umgesetzt werden kann, die Benedikt XVI. anstrebte? Eine solche Offenheit böte den Vorteil, Einheit unter dem Klerus zu schaffen, durch besseres Wissen um die Eigenheiten der jeweiligen Seite und schlösse somit die nachkonziliaren Wunden ein für alle Mal.



 
Das große Seminar von Guadalajara ist heute das größte der Welt.