Brief 36 veröffentlicht am 13 Juni 2013

OKTOBER 2013: MSGR. RIFAN MIT DEN „SUMMORUM PONTIFICUM“- ANHÄNGERN IN ROM



Die Veröffentlichung des provisorischen Programms der Organisatoren war für uns der Anstoß, über die kommende Pilgerreise der Anhänger von „Summorum Pontificum“ nach Rom zu berichten. Wir nutzen die Gelegenheit auch, um Giuseppe Capoccia das Wort zu erteilen, dem Generaldelegaten von „Coetus Internationalis Summorum Pontificum“ und Organisatoren des Ereignisses. Sie finden hier unten die zwei Originaldokumente und, wie immer, unsere Kommentare.


I – PROGRAMM DER PILGERREISE DES VOLKES „SUMMORUM PONTIFIKUM“ IM OKTOBER 2013 NACH ROM


Dieses Jahr werden neben der Prozession und der hl. Messe im Petersdom als wichtige Ereignisse der Pilgerfahrt auch eine Via Crucis auf den Straßen Roms am Freitag und die Abschlussmesse am Christkönigssonntag stattfinden, letztere von Msgr. Rifan zelebriert, Bischof der Apostolischen Administration des Hl. Johannes Vianney von Campos in Brasilien.

1 – Donnerstag, 24. Oktober, Abend: Vesper und Empfang der Pilger in der Kirche „Santissima Trinità dei Pellegrini“ (Personalpfarrei Roms für die Gläubigen, die der außerordentlichen Form des römischen Ritus anhängen).

2 – Freitag, 25. Oktober, 8.00 Uhr: Rosenkranz in der Santa Maria Maggiore gefolgt von kulturellen Stadtführungen, organisiert von verschiedenen Sprachgruppen.

3 – Freitag, 25. Oktober, 17.00 Uhr: Via Crucis durch die Straßen Roms (organisiert vom „Werk Familie Christi“, geleitet von Don Riccardo Petroni).

4 – Freitag, 25. Oktober, 19.00 Uhr: Pontifikalamt in der Kirche „Santissima Trinità dei Pellegrini“.

5 – Samstag, 26. Oktober, morgens: Eucharistische Anbetung in der Kirche San Salvatore in Lauro (ab 7.30 Uhr), Prozession um 9.30 Uhr zum Petersdom, Pontifikalamt (11.00 Uhr).

6 – Samstag, 26. Oktober, Nachmittag, 16.00 Uhr: (zu bestätigen) Konferenz für den Klerus, gleichzeitig: Runder Tisch für die Laien.

7 – Sonntag, 27. Oktober, morgens: Hochfest Christkönig, zelebriert von Msgr. Rifan, Bischof der Apostolischen Administration des Hl. Johannes Vianney von Campos in Brasilien.

Die Organisatoren weisen auch auf ein Konzert in der Kirche „Santissima Trinità die Pellegrini“ hin.
Das endgültige Program der Pilgerfahr wird in einer Pressekonferenz veröffentlicht, die am 26. Juni in Rom stattfinden wird. Dank der Mithilfe und der Zusammenarbeit mit der „Opera Romana Pellegrinaggi“, dem Römischen Pilgerbüro, werden weitere Details bekannt gegeben, die die Organisation der Reise von Seiten der Pilger und ihrer Unterkunft in Rom vereinfachen sollen.



II – INTERVIEW MIT GIUSEPPE CAPADOCCIA,
Generaldelegat des „Cœtus Internationalis Summorum Pontificum“
[*]


1)  Wie sehen die Anhänger von Summorum Pontificum die Wahl von Papst Franziskus nach den ersten Wochen?

Wie viele Katholiken haben wir mit Trauer den Rücktritt unseren geliebten Papstes Benedikts verfolgt. Auch für uns war die Wahl von Franziskus eine Überraschung, den die wenigsten zu dieser Zeit kannten. Sehr aufmerksam haben wir daher seine Gesten und Worte verfolgt.
Seine Worte haben uns sofort ermutigt und getröstet: Er sprach vom Teufel, der gegen uns arbeite, der aber nichts gegen die Barmherzigkeit Gottes tun könne; er lud uns ein, das Vertrauen auf die Liebe Gottes nicht zu verlieren; er rief uns dazu auf, aus unserer Routine „auszusteigen“, um zu den Peripherien der Menschheit zu gehen; nicht „eine Art Sammler alter oder neuer Dinge zu werden, sondern vielmehr Hirten mit dem Geruch ihrer Schafe, Hirten inmitten ihrer eigenen Herde und Menschenfischer“. Jede der Predigten von Papst Franziskus erinnert uns daran, mit größerer Intensität und Kohärenz unser christliches Leben zu leben.

Ein Appel, den die Anhänger von Summorum Pontificum schätzen und mit Freude aufnehmen. Es ist gerade dieser Wunsch nach Erneuerung und Stärkung des eigenen christlichen Lebens, das viele von uns dazu geführt hat, die Möglichkeit zu ergreifen, unseren Glauben im Rhythmus der traditionellen Liturgie zu leben. Wie Papst Benedikt verstanden hat, sind viele von uns durch eine würdigere und von einem größeren Sinn für das Heiligen durchzogene Liturgie auf der Suche nach Christus.


2)  Was denken Sie über seinem liturgischen Stil? Geht sein Pontifikat gegenüber dem von Papst Benedikt in die entgegengesetzte Richtung?

Es wäre heuchlerisch zu verstecken, dass im Gegensatz zu seinen Worten, die uns Kraft schenken, einige seiner Gesten uns etwas ratlos lassen, und wir verstehen auch jene, die sich kritisch äußern.Trotzdem, als für Traditionen sensible Menschen, also für längere Zeiträume, lassen wir uns nicht von kurzer Zeit täuschen: Papst Franziskus kommt aus einer liturgisch und pastoral Kultur, die sich von der römischen unterscheidet, und es bedarf der Zeit, damit er sich im Klima der päpstlichen Liturgietradition einfinden kann. Auf der anderen Seite darf man nicht denken, dass Liturgie sich auf eine Frage von Zelebrationsstilen beschränken lässt, darüber hinaus müssen immer die Solidität und theologische Konsistenz des Ritus Vorrang behalten. Dann ist es offensichtlich, dass jedes Pontifikat seine besonderen Eigenheiten aufzeigt; und wenn Papst Benedikt den Zusammenbruch der Liturgie als Ursache und Zeichen des Glaubensabfalles gesehen hat, so scheint es nicht der Fall zu sein, dass Papst Franziskus in eine andere Richtung geht: Es genügt festzustellen, dass die breite Hervorhebung, die -mit Erlaubnis des Papstes selber-, seiner täglichen Messe im Domus Sanctae Martae geschenkt wird, eine wirksame Mahnung an alle Katholiken, Priester und Laien ist, sich vollkommen dessen bewusst zu werden, dass allein die Eucharistie Quelle der Evangelisation ist.


3)  Andere Ereignisse mit Papst Franziskus wurden aus Kreisen der Traditionalisten stark kritisiert, angefangen von der FSSPX. Was meinen Sie dazu?

Mehr als von wirklichen und eigentlichen Kritiken (im Sinne von lehramtlichen Fragen) haben wir aus einigen Teilen der traditionalistischen Welt von Unverständnis und Beunruhigungen gelesen und gehört. Oft, so müssen wir sagen, handelt es sich um Reaktionen auf falsche Informationen wie die des Rücktritts des momentanen Zeremonienmeisters des Papstes oder die Nominierung seines Vorgängers zum Präfekten der Liturgiekommission! Leider erleichtert es das Internet, solche Reaktionen anzuheizen und auch einen gewissen Nervenkitzel, um sich in der ganzen Welt Gehör zu verschaffen . Während die FSSPX in ihren offiziellen Erklärungen eher reserviert und klug schien. Es wundert einen nicht, dass sich der ein oder andere von Kommentaren beeinflussen lässt, aber vielleicht ist es nötig, bei den Motivationen die Dynamiken eher im Inneren der Bruderschaft zu suchen als von einem wirklichen Angriff auf den Papst auszugehen.


4)  Wie wurde die Erfahrung der Pilgerfahrt im vergangenen Jahr aufgenommen und warum geht es dieses Jahr weiter?

Im letzten Jahr wollten wir vor allem unsere Einheit im Glauben und unsere Nähe zu Benedikt XVI. bezeugen, dem Höchsten Pontifex, der die traditionelle Liturgie mit ihren Rechten wieder eingesetzt hat. Wir wollten auch die Existenz eines „Summorum- Pontifikum-Volkes“ im Inneren der großen katholischen Herde bekräftigen, ein Volk, das hiermit seine Freude ausdrücken wollte, mit vollem Titel zur katholischen, apostolischen und römischen Kirche zu gehören.

Unsere Initiative wollte auch mit Überzeugung an der Neuevangelisierung teilnehmen, die von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. initiiert worden war. Wir haben gehofft, auch zur Rückkehr der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. in den römischen Schoß beitragen zu können.

Wie es so oft mit neuen Initiativen der Fall ist, haben einige unserer Freunde abfällig auf die Pilgerreise geschaut, obwohl wir sehr herzlich von Kardinal Cañizares empfangen wurden, der uns vor der Messfeier im Petersdom sagte, dass er sich uns anschloss, weil es „normal“ sei, oder von Benedikt XVI. mit seiner Botschaft über den Kardinalsstaatssekretär in einer Geste des Wohlwollens.
Diese Jahr wollen wir unsere Verfügbarkeit für die Herausforderung der Neuevangelisierung bekräftigen; das „ Summorum-Pontificum-Volk“ ähnelt in vielem den neuen Bewegungen, die nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil entstanden sind, als Frucht eines größeren Bewusstseins für die Rolle der Laien im Leben der Kirche: Angegliedert sind viele Familien, oft sehr große, gekennzeichnet durch einen großen pastoralen Dynamismus sowie als Quelle für Ordens- und Priesterberufungen.
Es scheint uns wichtig zu sein, dass diese Ressource in den einzelnen Pfarreien und den ganzen Diözesen aufs Beste genutzt und gefördert wird.


5)  Wie viele Personen erwarten Sie?

Wir hoffen, 3000 Personen am Samstag, dem Tag der Prozession und der Messe im Petersdom, und weitere 500 Pilger von außerhalb Italiens für die drei Tage der Pilgerreise Willkommen heißen zu dürfen. Wir werden Ende Juni aber genauere Zahlen haben, wenn wir das offizielle Programm vorstellen.


6)  Was wollen Siegrundsätzlich mit Ihrer Initiative der katholischen Welt vermitteln?

Jahrelang wurden die Gläubigen und Priester, die der traditionellen Liturgie der Kirche anhängen, getthoisiert und abfällig, wenn nicht sogar feindselig behandelt.

Wir möchten am endgültigen Heilungsprozess der Wunden mithelfen, die während dieser Jahre der Verfolgung und der Ungerechtigkeiten verursacht wurden, und es scheint uns eine gute Gelegenheit, dies ohne Forderungen zu tun, aber indem wir uns der neuen Dynamik zugesellen, zu der uns die Kirche beruft. Wir möchten Zeugen der Freude und im Geist des Dienstes an der Einheit der Kirche sein.

Im besonderen Kontext des neuen Pontifikates möchten wir vor allem zeigen, dass die außerordentliche Form des Römischen Ritus ein wirkungsvolles Instrument ist, zur Armut zurückzukehren, zu der uns Papst Franziskus beruft: sich hinknien, sich aufgeben, schweigen und beten sind die vier charakteristischen Haltungen sowohl in der außerordentlichen Form als auch in der Armut des Geistes.

Nicht nur das: die Wiederentdeckung dessen, was der hl. Franziskus über die Liturgie gesagt hat – vergessen wir nicht, dass es er selber war, der das römische Missale aus dem Päpstlichen Hof hinausgetragen hat – könnte einen besseren Zugang zur christlichen Armut bieten, arm im Geist zu sein, quasi Bettler Christi zu sein und den wahren Reichtum walten zu lassen: Es ist kein Zufall, dass der letzte Heilige, der sein ganzes Leben lang die traditionelle Messe zelebrierte, Pater Pio als getreues Spiegelbild des hl. Franziskus war.

In unseren Diözese und Pfarreien gibt es sehr viele Gläubige, die in der traditionellen Liturgie geistliche Nahrung und Stärkung finden würden, sie aber noch nicht kennen oder die Möglichkeit hatten, sie kennenzulernen, denn viele glauben, sie ungeeignet für die heutige Zeit , weil sie nicht „allgemein verständlich“ sei oder weil sie „elitär“ und ein wenig snobistisch sei.

Dagegen hat die immerwährende Frische der alten Liturgie der Kirche immer noch viel zu bieten: die Pilgerfahrt ist nicht nur für das „Summorum- Pontificum-Volk“ ein wichtiges Zeichen, sondern für alle, speziell in der Zeit der Neuevangelisierung.



III  KOMMENTARE VON PAIX LITURGIQUE


1)  Nach der Messe mit Kardinal Brandmüller zum Abschluss des Treffens über das Motu Proprio, organisiert von P. Nuara OP im Mai 2011, und der Messe mit Kardinal Cañizares am vergangenen 3. November bei der ersten Pilgerreise von „Una cum Papa nostro“, ist die Ankündigung eines dritten Pontifikalamtes innerhalb von drei Jahren am Kathedra-Altar des Petersdoms ein Zeichen, dass die römische Tradition im Wachsen begriffen ist. Wenn wir dem hinzufügen, dass im Petersdom jeden Morgen mehrere Messen nach dem Missale des sel. Johannes XXIII. gefeiert werden, und zwar von Kurienpriesters und von Priestern während einer Pilgerreise „ad Petri Sedem (zum Sitz Petri)“, dann ist es keine Übertreibung zu schreiben, dass die außerordentliche Form nichts Außerordentliches mehr im Vatikan ist.


2)  Auch wenn dieses Jahr die Organisatoren die Personalpfarreien für die außerordentliche Form des Römischen Ritus mehr in den Mittelpunkt stellen möchten, so würdigen wir sehr die Tatsache, dass diese Pilgerreise, wie die Pilgerreise nach Chartres, eine Pilgerreise für alle sein will, in dem Sinne, dass sie sich an alle Gläubigen wendet, an Priester oder Seminaristen, unabhängig von ihrer Gemeinde oder ihrem besonderen Status.


3)  Der Wunsch, die Personalpfarreien an erste Stelle zu setzen, entspricht dem Willen der Organisatoren und soll zeigen, dass im Geist wie im Text von Summorum Pontificum und der Instruktion „Universæ Ecclesiæ“ die traditionelle Liturgie seinen Platz im normalen Pfarrumfeld hat.
Dies ist der Grund, warum in diesem Jahr des Glaubens Msgr. Rifan eingeladen hat, Bischof der bis heute einzigen festen „Personaldiözese“ der außerordentlichen Form des Römischen Ritus in der Welt. Wenige Menschen außerhalb Brasiliens kennen die „Apostolische Administration des Hl. Johannes Vianney“, von Campos, die Msgr. Castro Mayer eröffnet hatte, der im Jahre 1988 mit Lefebvre die vier Bischöfe der Priesterbruderschaft Sankt Pius X. geweiht hat und mutiger Bischof von 1949 bis 1981 war. Die traditionelle Gemeinschaft in Campos wurde 2002 vom Heiligen Suhl durch die Errichtung einer Apostolischen Administration geregelt, der ungefähr dreißig Priester angehören und ungefähr einhundert Messorte, 24 Schulen und ungefähr 30.000 Gläubige.

Msgr. Rifan ist Nachfolger Msgr. Rangels, dem ersten Apostolischen Administrator von Campos, der im Laufe der Verhandlungen mit Rom verstarb.


4)  Auch wenn wir noch nichts Genaueres über die eventuelle Konferenz am Samstagnachmittag und über das Konzert wissen, dann scheint das angekündigte Programm dieses Jahres vielseitiger zu sein, auch hinsichtlich der kulturellen Stadtführungen, die für die einzelnen Sprachgruppen am Freitag vorgesehen sind, und der Via Crucis, die, soweit wir wissen, auf dem Palatin stattfinden wird.

Des Weiteren ist es eine optimale Nachricht für die Menschen, die von weit her kommen, dass sie mit Unterstützung der Opera Romana Pelegrinaggi rechnen können, einer Institution, die spezialisiert ist auf den Empfang von Pilgern an den Ufern des Tibers.


[*]Giuseppe Capoccia, Magistrat in Lecce, ist Ersatz für Riccardo Turrini Vita, der von Papst Benedikt als Richter des Berufungsgerichtes des Vatikanstaates berufen wurde. Giuseppe Capoccia ist unter den treibenden Kräften der „Scuola Ecclesia Mater“.




Msgr. Rifan