Brief 32 veröffentlicht am 24 Januar 2013

2007-2012: Die sonntägliche und wochentägliche außerordentliche Form in Frankreich

Exklusiv für die Leser von Paix Liturgique präsentieren wir hier die Bilanz der Umsetzung – sonntags und wöchentlich– des Motu proprio „Summorum Pontificum“ in Frankreich.
Und in Anbetracht der Tatsache, dass eine rechte und großzügige Anwendung des Textes Benedikts XVI., wenn er wörtlich und auf korrekteste Weise verstanden wird, von der sonntäglichen und wöchentlichen Messe spricht, wollten nicht nur den Zuwachs der Messfeiern in der außerordentlichen Form in den letzten fünf Jahren auflisten, sondern auch zwischen den regelmäßigen Sonntagsmessen und allen anderen unterscheiden.
Die Zahlen, die wir vorstellen, beruhen auf den Archivdaten von Paix Liturgique, die sich mit Informationen von „Wikimissa“ und dem Bulletin „Le Baptistère“ decken.
Wir danken vor allem der Redaktion von „Le Baptistère“ für die unveröffentlichten Tabellen, die sie uns zur Verfügung gestellt hat.



I – Anzahl der wöchentlichen Sonntagsmessen

Mit Datum des 14. September 2007, als das Motu Proprio rechtskräftig wurde, gab es in Frankreich 104 wöchentliche Sonntagsmessen (die Zählungen von Le Baptistère verzeichnen 121 traditionelle Messorte insgesamt).
Am Ende des fünften Jahres, am 14. September 2012, können wir 174 zählen (in 214 Messorten, Berechnung von uns).
Es gibt also einen Zuwachs von 70 Messen seit dem 14. September 2007.
Man kann sagen, dass die Anwendung der wöchentlichen Sonntagsmesse des apostolischen Briefes „Ecclesia Die“ und von „Summorum pontificum“ 174 Gemeinden (von Gläubigen oder Ordensleuten) betrifft.
Die Priesterbruderschaft Sankt Pius X (FSSPX) und ihre angliederten Gemeinschaften können über 190 Messorte (mit wöchentlicher Sonntagsmesse) verzeichnen (Zählung von Paix Liturgique): Das Verhältnis zwischen „römischen“ und „lefebvrianischen“ Messen ist also fast ein Gleichstand.
Die erste Auswirkung von „Summorum Pontificum“ war also, einen Ausgleich zwischen allen Gemeinden, die der traditionellen Liturgie verbunden sind, geschaffen zu haben: 174 „römische“ neben 190 FSSPX-Messen im Jahre 2012 gegenüber 104 (Le Baptistère) zu 185 (von Paix Liturgique) im Jahre 2007.
Es gilt festzustellen, dass zwischen 2007 und 2012 die Anzahl der wöchentlichen sonntäglichen Zelebrationen der FSSPX nicht zurückgegangen, sondern im Gegenteil gewachsen ist: nach unseren Daten +5.
Ein Zuwachs an „römischen“ Messen kommt also nicht von einer Verschiebung der Gläubigen der FSSPX zu den Diözesen – Auswirkung der Mitteilungskanäle –, sondern von der Befriedigung der drängenden Nachfrage, die Jahr für Jahr von unseren Forschungen bestätigt wird:
Einer von drei praktizierenden Franzosen, das bedeutet, praktisch jeder zweite heute, nimmt mindestens ein Mal im Monat an der außerordentlichen Form teil, wenn sie in seiner Pfarrei zelebriert wird.



II – Die Diözesen, in denen „Summorum Pontificum“ angewendet wird

Es ist nicht einfach, die 174 wöchentlichen „römischen“ Sonntagsmessen zu unterscheiden, die auf die Anwendung von „Ecclesia-Dei“ (in Einvernehmen mit dem Bischof) zurückgehen oder auf „Summorum Pontificum“ (auf Pfarr-Initiative hin), weil ein gutteil der Messen seit dem Jahr 2007 durch das bischöfliche „Sieb“ hindurch gefallen sind.
Einfachhalber nennen wir alle 70 Messen seit dem 14. September Summorum Pontificum.
Im Detail können wir erkennen, dass diese 70 Summorum-Pontificum-Messen nur 43 der 95 Diözesen des städtischen Frankreichs betreffen, wobei einige der Diözesen den Gläubigen mehr als eine neue Messe anbieten.
Dies bedeutet, dass in 52 französischen Diözesen seit 2007 keine neuen wöchentlichen Messen eingeführt wurden, daraus folgt, dass „Summorum Pontificum“ in diesen Diözesen nicht angewendet worden ist.
Im Folgenden listen wir diese Diözesen auf.
Mit den Buchstaben ED in Klammern soll ausgedrückt werden, dass es in diesen Diözesen zumindest eine wöchentliche Sonntagsmesse vom Typ „Ecclesia Dei“ gibt, also eine Messe, die vor dem 7. Juli 2007 eingeführt wurde.

Aire et Dax (ED)
Aix-en-Provence (ED)
Ajaccio
Amiens
Angoulême
Arras (ED)
Auch (ED)
Autun-Mâcon
Bayeux et Lisieux (ED)
Belfort (ED)
Besançon
Cahors (ED)
Cambrai
Châlons-en-Champagne
Clermont (ED)
Coutances (ED)
Digne (ED)
Dijon (ED)
Évreux (ED)
Évry-Corbeil-Essonnes (ED)
Gap (ED)
Grenoble (ED)
La Rochelle (ED)
Langres
Le Havre (ED)
Le Mans (ED)
Le Puy (ED)
Lille (ED)
Mende
Montpellier (ED)
Moulins (ED)
Nevers (ED )
Nîmes-Uzès-Alès (ED)
Périgueux-Sarlat (ED)
Perpignan (ED)
Quimper (ED)
Reims
Rennes (ED)
Rodez (ED)
Rouen (ED)
St Denis
St Dié (ED)
St Étienne (ED)
St Flour (ED)
Sens (ED)
Soissons-Laon (ED)
Straßburg (ED)
Tours (ED)
Troyes (ED)
Tulle (ED)
Verdun (ED)
Viviers

Die Veröffentlichung dieser Liste, die weitaus länger ist, als wir es erwartet hatten, bedeutet nicht, dass all diese Diözesen oder ihr Bischof gegenüber dem Motu Proprio von Benedikt XVI. verschlossen sind.
In einigen von ihnen gab es sogar Versuche, das MP anzuwenden (mehr oder weniger ernsthaft, wie im Falle von Msgr. Dagens, Bischof von Angoulême, der einen über 85-jährigen Priester in einem abgelegenen Dorf damit beauftragt hatte).
In anderen Diözesen haben sich die Umstände der Messen, die bereits 2007 existierten, verbessert (mehr Messen, verbesserte Messzeiten).
Diese Liste gibt uns einen bisher unveröffentlichten Hinweis auf die wirkliche Umsetzung des MP in Frankreich:
Weniger als eine von zwei Diözesen hat auf die Anfrage der Gläubigen geantwortet oder hat es den Pfarrern freigestellt, die außerordentliche Form in ihren Pfarreien einzuführen.


III – Die Diözesen ohne wöchentliche Sonntagsmesse

Die französische Ausgabe des Briefes von Paix Liturgique hat im vergangenen Jahr eine Reihe von Briefen über die Diözesen ganz ohne „außerordentliche“ Messform, weder in der Anwendung von „Ecclesia Dei“ noch von „Summorum pontificum“.
Wir haben die Fälle von sechs von ihnen untersucht: Mende, Langres, Angoulême, Châlons-en-Champagne, Viviers und Cambrai.
Wenn man die Diözesen berücksichtigt, die bezüglich der Sonntage und des wöchentlichen Rhythmus keinen der beiden apostolischen Briefe umgesetzt haben, kommen wir auf zwölf: Ajaccio, Amiens, Angoulême, Autun, Besançon, Cambrai, Châlons-en-Champagne, Langres, Mende, Reims, St Denis, Viviers.


IV – Die Kommentare von Paix Liturgique

1) 52 von 95! Mehr als die Hälfte der Diözesen des städtischen Frankreichs hat keine sonntägliche oder wöchentliche Umsetzung des Motu Proprio „Summorum Pontificum“.
Das ist eine Zahl, von der sich bisher noch niemand die Mühe gemacht hat, sie zu messen.
Diese Zahl erklärt, warum die Aktion von Paix Liturgique auch fünf Jahre nach der Freigabe durch den Heiligen Vater keine Ruhepause kennt.
Es bleibt immer noch so viel zu tun, denn die Versöhnung, die von Benedikt XVI. gewünscht wird, darf nicht nur ein Ausdruck von Absichten bleiben, sondern muss Wirklichkeit werden.

2) Zwölf städtische Diözesen ohne wöchentliche Sonntagsmesse.
Das sind zwölf Diözesen, in denen die traditionsverbundenen Gläubigen schlichtweg daran gehindert werden, ihren Glauben im Rhythmus ihres liturgischen Empfindens zu leben.
Das sind zwölf Bischöfe, die zutiefst über die Worte des Heiligen Vaters nachdenken müssen, die er an die französischen Bischöfe während ihres Ad-Limina Besuchs am 21. September richtete:
„Darüber hinaus hat der Diözesanbischof die Aufgabe, in dem Teil des Gottesvolkes, das ihm anvertraut ist, ‚die Einheit der Gesamtkirche (zu) wahren‘ (CIC, can. 392 § 1), wenn auch in ihrem Inneren legitimerweise unterschiedliche Empfindungen zum Ausdruck kommen, die es verdienen, Gegenstand einer ausgewogenen pastoralen Sorge zu sein.“